Mehr als 450 inhaftierte Anhänger der ägyptischen Muslimbruderschaft sind aus Protest gegen ihre Behandlung im Gefängnis in einen Hungerstreik getreten. Die Gefangenen wollten damit auf ihre «unmenschlichen Haftbedingungen» aufmerksam machen.
Viele von ihnen dürften keine Angehörigen empfangen und müssten ohne Rechtsberatung und medizinische Hilfe auskommen, hiess es auf dem Twitter-Konto der islamistischen Vereinigung. Zudem lebten sie in «überfüllten und unhygienischen» Zellen.
Auch der Vize-Chef der Muslimbrüder, Chairat al-Schater, sowie weitere Führungsmitglieder beteiligen sich den Angaben zufolge an dem Hungerstreik. Ob auch Bruderschaftsführer Mohammed Badie und der gestürzte Präsident Mohammed Mursi selbst die Nahrungsaufnahme verweigern, blieb zunächst offen.
Der islamistische Präsident Mursi war nach Massenprotesten Anfang Juli vom Militär gestürzt und festgenommen worden. Anschliessend setzte die Armeeführung eine Übergangsregierung ein und ging mit äusserster Härte gegen die Muslimbruderschaft vor, der auch Mursi angehört.
Bei der gewaltsamen Räumung zweier Protestlager von Mursi-Anhängern Mitte August wurden hunderte Menschen getötet. Nahezu die vollständige Führungsriege der Muslimbruderschaft sowie tausende Islamisten wurden verhaftet.
Mursi steht seit Anfang November vor Gericht. Er muss sich in drei Verfahren verantworten. In dem ersten Prozess geht es um Anstachelung zum Mord an sieben Demonstranten vor dem Kairoer Präsidentenpalast im Dezember 2012. Darüber hinaus ist er wegen seiner Flucht aus dem Gefängnis im Jahr 2011 sowie wegen «Spionage» und der Vorbereitung von «Terrorakten» angeklagt.