Geglücktes Börsendebüt von Sunrise

Der Börsengang von Sunrise ist geglückt: Die erste Aktie ist am Freitagmorgen mit 70 Franken 2 Franken über dem Ausgabepreis gehandelt worden. Im Laufe des Tages stieg der Kurs der Sunrise-Aktie weiter bis zum Tagesschlussstand von 76 Franken.

Sunrise-Spitze Libor Voncina (r) und Dominik Koechlin (l) (Bild: sda)

Der Börsengang von Sunrise ist geglückt: Die erste Aktie ist am Freitagmorgen mit 70 Franken 2 Franken über dem Ausgabepreis gehandelt worden. Im Laufe des Tages stieg der Kurs der Sunrise-Aktie weiter bis zum Tagesschlussstand von 76 Franken.

Am frühen Freitagmorgen hatte Sunrise mitgeteilt, dass das Ausgabeangebot von 68 Franken mehrfach überzeichnet sei. Mit anderen Worten: Die Nachfrage nach den Papieren war gross. So gross, dass die bisherige Sunrise-Besitzerin, die britische Beteiligungsgesellschaft CVC, die Erstemission um 5 Mio. Aktien aufstockte.

CVC hat somit aus dem eigenen Bestand insgesamt 9,3 Mio. Aktien abgetreten und gewährt den Konsortialbanken darüber hinaus eine Mehrzuteilungsoption von weiteren 4,1 Mio. Aktien. Die restlichen 20 Mio. Aktien wurden von Sunrise selbst im Rahmen einer Kapitalerhöhung ausgeben.

Die Nummer zwei im Schweizer Telekommarkt beziffert die Einnahmen aus dem Börsengang auf rund 1,36 Mrd. Franken. Die gesamte Börsenkapitalisierung zum Eröffnungskurs habe 2,3 Mrd. Franken betragen. Damit handelt es sich laut Sunrise um den grössten Börsengang seit 2006.

Schuldenabbau und Dividenden

Das Geld aus dem Börsengang will Sunrise für den Abbau der hohen Schuldenlast verwenden. Das Unternehmen rechnet damit, dass es dadurch jährlich nur noch rund 60 Mio. Franken Schuldzinsen bezahlen muss. Bisher waren es jährlich über 200 Mio. Franken.

Dadurch erhält Sunrise Luft für eine stattliche Dividende: Das Management verpflichtet sich nach eigenen Angaben einer «attraktiven und nachhaltigen Ausschüttungspolitik». Konkret seien für 2015 Dividendenzahlungen von total 135 Mio. Franken geplant.

Die Anleger will Sunrise auch mit einer Wachstumsperspektive locken. Nach einer längeren Talfahrt zeigten die Finanzergebnisse im zweiten und dritten Quartal 2014 wieder einen positiven Trend, sagte Finanzchef André Krause Mitte Januar.

Dieser Trend soll sich auch im Schlussquartal fortgesetzt haben. Die Umsätze seien im zweiten und dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 3,8 Prozent gewachsen, während der Betriebsgewinn vor Abschreibungen um 4,6 Prozent zugelegt habe, sagte Krause.

CVC macht Kasse

Die Beteiligungsgesellschaft CVC hatte Sunrise im Oktober 2010 für 3,3 Mrd. Fr. gekauft. Bereits damals habe man geplant, die Firma in vier Jahren an die Börse zu bringen, sagte ein CVC-Sprecher vergangene Woche. «Glücklicherweise ist sie heute soweit.» Jetzt sei der richtige Zeitpunkt für einen Börsengang.

Tatsächlich ist der Zeitpunkt günstig. Die Einführung von Negativzinsen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die Renditen von vielen Anleihen auf Null oder gar ins Minus gedrückt. Gerade Pensionskassen weichen deshalb auf den Aktienmarkt aus und kaufen am liebsten Titel mit einem stabilen Geschäft und hohen Dividenden. Genau dies verspricht Sunrise. Zudem ist die Grundstimmung an den Aktienbörsen in Europa wegen der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) derzeit positiv.

Mit dem Börsengang hat CVC auf einen Schlag 632 Mio. Franken eingenommen. Weitere Millionen kommen hinzu, wenn die Konsortialbanken die Mehrzuteilungsoption ausüben. Die Briten haben ihre Aktienmehrheit an Sunrise zwar abgegeben, jedoch wollen sie sich nicht vollständig zurückziehen. Ohnehin unterliegen ihre Aktien einer Verkaufssperre von einem halben Jahr.

«Wir haben keine Exitpläne», sagte der CVC-Telekomverantwortliche Lorne Somerville vergangene Woche. Eines Tages werde Sunrise voll an der Börse kotiert sein. «Das ist aber eine Frage von Jahren, nicht von Monaten».

Schweizer Telekommarkt wird dynamischer

Nach Jahren der Ruhe ist in den vergangenen Monaten Bewegung in den Schweizer Telekommarkt gekommen. Neben dem Börsengang von Sunrise sorgte vor allem der Einstieg des französischen Milliardärs Xavier Niel für Aufsehen, der Ende 2014 den drittgrössten Mobilfunkanbieter Orange kaufte. Niel ist auf dem französischen Markt als Preisbrecher bekannt.

Der Schweizer Telekommarkt wird von Swisscom beherrscht: Der frühere Monopolist kontrolliert 54 Prozent des Mobilfunkmarktes und 80 Prozent des Breitbandmarktes. Für Sunrise nennt die Aufsichtsbehörde ComCom Marktanteile von 27 beziehungsweise 14 Prozent.

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