Die Zeitung «The Guardian» hat auf Druck des britischen Geheimdienstes geheime Dokumente des US-Informanten Edward Snowden vernichten müssen. Zwei Mitarbeiter des Dienstes GCHQ hätten die Zerstörung von Festplatten überwacht, erklärte Chefredaktor Alan Rusbridger.
Dies sei einer der «bizarrsten Augenblicke» in der langen «Guardian»-Geschichte gewesen, schrieb Rusbridger am Dienstag in einem Kommentar. Die Zeitung wurde nach eigenen Angaben wegen der Snowden-Enthüllungen von der Regierung massiv unter Druck gesetzt.
Das Blatt sei zur Zerstörung oder Herausgabe des Snowden-Materials aufgefordert worden, schrieb Rusbridger inmitten des Skandals um eine Polizei-Befragung des Lebenspartners eines «Guardian»-Journalisten. Die Regierung habe gedroht, juristisch gegen die Zeitung vorzugehen.
Am Dienstag hiess es aus der Downing Street, man werde sich zu den Anschuldigungen nicht äussern. Der Chefredaktor wurde nach eigenen Angaben vor etwas mehr als zwei Monaten von einem sehr hohen Beamten der Regierung von Premierminister David Cameron kontaktiert.
Bei zwei darauffolgenden Treffen sei die Rückgabe oder Zerstörung allen Materials, an dem das Blatt arbeite, gefordert worden.
Vor gut einem Monat habe er einen Anruf erhalten, in dem es geheissen habe: «Ihr hattet Euren Spass: Jetzt wollen wir das Zeug zurückhaben.» Bei weiteren Treffen sei die Forderung dieselbe geblieben: zerstören oder zurückgeben.