Für die Wahlen am Wochenende zeichnet sich allgemein eine tiefe Wahlbeteiligung ab. Noch tiefer fällt traditionellerweise die Wahlbeteiligung der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen aus. Der Junge Rat versucht, dies zu ändern. Präsident Dominik A. Lüthi erklärt, was es dazu braucht.
Es sind noch wenige Tage bis zum Wahltermin und doch liegt die Wahlbeteiligung im Kanton Basel-Stadt erst bei ungefähr 18 Prozent. Das kann teilweise mit der besonders hohen Ferienabwesenheit erklärt werden, und womöglich kommen in den nächsten Tagen weitere – wohl illusorische – 10 oder 15 Prozent dazu. Doch es kann für einen Politiker nicht befriedigend sein, wenn gerade mal ein Drittel der Bevölkerung seine Stimme abgibt.
Wir vom Jungen Rat haben den Auftrag, junge Menschen im Kanton Basel-Stadt für Politik zu begeistern und deren politisches Mitmachen zu stärken. Zu diesem Zweck führen wir verschiedene Aktionen durch. Seit einem halben Jahr läuft unser Projekt «Wieso JA? Wieso NEIN?». Dabei handelt es sich um eine Reihe von Diskussionspodien, die jeweils vier Wochen vor Abstimmungs- und Wahlterminen veranstaltet werden.
Die Podien sollen neutral und sachlich über Vorlagen, Kandidierende und wichtige politische Themen informieren. Die Regelmässigkeit der Podien soll Lehrkräften die Planung vereinfachen und ihnen die Möglichkeit bieten, mit ihren Klassen daran teilzunehmen.
Die Jugendlichen sind politisch informiert. Dennoch zeigt die Hälfte nur geringes politisches Interesse.
Die Erfahrung und der persönliche Kontakt mit unseren Zielgruppen haben uns gezeigt, dass junge Menschen sehr wohl verstehen, welche Anliegen hinter bestimmten Vorlagen stehen. Dennoch ergab eine Studie des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente (DSJ), dass ungefähr 50 Prozent der Jungen nur geringes politisches Interesse zeigen. Dies erklärt die vergleichsweise niedrige Wahlbeteiligung dieser Altersgruppe.
Die Gründe für dieses Phänomen haben ihren Ursprung häufig im gesellschaftlichen Umfeld der Jugendlichen. Wenn im Elternhaus oder im Freundeskreis politische Themen keinen Stellenwert besitzen, ist eine Identifikation mit den Vorgängen der Politik schwierig. Ebenfalls muss erwähnt werden, dass das Interesse an Politik bei Gymnasiasten weitaus höher als bei Berufsschülern ist. Dies ist insofern überraschend, weil Berufsschüler durch ihren früheren Einstieg ins Berufsleben auch früher von politischen Entscheiden betroffen sind.
Die Jungen sind untervertreten
Dem weit verbreiteten Desinteresse der Jugendlichen könnte vonseiten des Staates durch vermehrte politische Bildung an Schulen entgegengewirkt werden. Dies geschieht jedoch zu wenig.
Der Junge Rat wird in den nächsten Monaten neben «Wieso JA? Wieso NEIN?» weitere Projekte lancieren, die das Interesse an Politik bei jungen Menschen fördern sollen. Ein besonderes Augenmerk wird auf der Einbindung von Berufsschülern liegen. Zudem sollen mit dem Aufbau einer starken Interessengruppe für Jugendliche (IGJ) die Interessen der Jungen direkt und deutlich bei Exekutive, Legislative und in der Öffentlichkeit eingebracht und durchgesetzt werden.
Darüber hinaus steht die Idee im Raum, Eltern aufzufordern, sich mehr für die politische Erziehung ihrer Kinder einzusetzen. Die 10 bis 24-Jährigen in unserem Kanton, die rund 14 Prozent der Bevölkerung ausmachen, sind politisch absolut untervertreten und ihre Interessensvertretung in der Öffentlichkeit ist miserabel.
Die Forderung zur Durchsetzung von Anliegen muss durch die Jugendlichen selbst geschehen. Alles andere führt nicht zu erhöhter Partizipation dieser Altersgruppe. Was Politik eigentlich bedeutet – sich für seine Interessen einzusetzen – wird nicht nachhaltig vermittelt. Das Interesse an Politik werden wir durch direkten Kontakt, mehr Veranstaltungen und damit mehr Präsenz zu stärken versuchen. Die jahrelange Vernachlässigung in diesem Bereich setzt ein langfristiges Engagement aller voraus.
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Dominik Alexander Lüthi ist Werbefachmann und Berufsmaturand. Daneben leitet er als Präsident den Jungen Rat. Weitere Informationen unter: junger-rat.ch