Rom feiert am kommenden Wochenende eine Revolution: Das Gelände um das Kolosseum wird vom Autoverkehr befreit. Etwa die halbe Strecke der Strasse der Kaiserforen vom Kolosseum zur Piazza Venezia wird ab Samstag für den Privatverkehr gesperrt.
Nur mehr städtische Busse und Taxis dürfen dort verkehren. Bisher konnten sich Römer und Touristen nur an Sonn- und Feiertagen über eine autofreie Strasse bei den Foren und antiken Stätten freuen.
Dieser nächste Schritt ist zunächst als Experiment gedacht, doch der neu gewählte römische Bürgermeister Ignazio Marino, plant bereits voraus. Er will den Traum eines grossen archäologischen Parks rund um die Kaiserforen verwirklichen.
Dieser würde mit seinen insgesamt 2500 Hektar zur grössten umfassenden archäologischen Parklandschaft der Welt aufrücken. Roms Stadtplaner träumen davon, dass sich ein riesengrosser Grünstreifen quer durch die Stadt zieht.
Vom Kapitol und dem Forum Romanum vorbei am Circus Maximus könnten Spaziergänger so bis vor die Stadtmauern zur Via Appia Antica und den Castelli Romani im Umland wandern.
Die Kaiserforen, jetzt durch die Via dei Fori Imperiali zerschnitten, sollen laut Marino in einen Park der Antike verwandelt werden. Die breite Strasse sollte schmaler werden oder ganz verschwinden – zur Freude der Archäologen, die endlich mehr von den 2000-jährigen Tempelresten bergen wollen.
«Seit Jahrzehnten gehegter Traum»
Die Via dei Fori Imperiali geht auf den faschistischen Diktator Benito Mussolini zurück, der sie für seine Ruhmesparaden von der Piazza Venezia zum Kolosseum verwenden wollte. Ein ganzer Stadtteil mit jahrhundertealten Häusern musste der Strasse weichen, rund 2000 Menschen wurden umgesiedelt.
Beim Abriss der Häuser kamen die Trümmer der antiken Kaiserforen zum Vorschein. Die Archäologen durften nur einen kurzen Blick auf die Zeugnisse abendländischer Geschichte werfen, bevor Mussolini sie 1932 unter dem Asphalt seiner Prachtstrasse begraben liess.
«Wir sind dabei, einen seit Jahrzehnten gehegten Traum zu verwirklichen, wir bringen ein Vorhaben von enormem kulturellem Wert auf den Weg», erklärte der Bürgermeister.
Er kann mit der Unterstützung des Umweltschutzverbands Legambiente rechnen, der tausende Unterschriften für eine Fussgängerzone rund um das Kolosseum gesammelt hatte.
Verkehrsachse wird zum Spazierweg
Für die römischen Autofahrer ist die Schliessung der Kaiserforen dagegen eine Niederlage. Ihnen wird der Weg über die grossen südlichen Einfallstrassen ins Zentrum versperrt, sie werden nicht mehr am Kolosseum in die Kurve gehen und schliesslich auf der Via dei Fori Imperiali in den historischen Stadtkern brausen können.
Autofahrer klagen, dass die Schliessung der Kaiserforen verheerende Folgen auf den ohnehin schon chaotischen städtischen Verkehr haben werde. Die Revolution rund um das Kolosseum wird in Rom mit einer «langen Nacht» mit Konzerten, Aufführungen von Strassenkünstlern und kulturellen Veranstaltungen gefeiert.
«Die Kaiserforen waren eine Verkehrsachse, jetzt werden sie zum Spazierweg der Römer», betonte der Bürgermeister. Er will seine «Revolution» am Samstag mit einer nächtlichen Radtour durch die Innenstadt feiern.