Zahlreiche Institute haben sich um das vielleicht älteste Geldinstitut der Welt gerissen. Nun hat die Genfer Privatbank UBP das Rennen gemacht. Die britische Royal Bank of Scotland (RBS) verkauft ihre in der Schweiz ansässige Tochter zu einem nicht bekannten Preis.
Der Preis werde teilweise anhand der verwalteten Vermögen bei Abschluss bestimmt, heisst es in der Mitteilung von RBS. Verkauft werden Geschäfte mit Kunden in der Schweiz, Monaco, dem Nahen Osten, Singapur und Hongkong.
Die Hand wechseln verwaltete Vermögen im Umfang von rund 32 Mrd. Franken und risikogewichtete Aktiven von etwa 2 Milliarden Franken. Die Transaktion muss noch von den Behörden genehmigt werden.
Die RBS behält das Private Banking-Geschäft und die Vermögensverwaltung in Grossbritannien sowie internationale Kunden mit einer engen Bindung zu Grossbritannien. Diese Geschäfte werden unter der Marke Coutts und Adam & Company weiter geführt.
Für UBP bedeutet der Kauf eine Stärkung der internationalen Vermögensverwaltung. Coutts passe strategisch und geografisch. Aus Sicht von RBS ist UBP die richtige Bank für das langfristig orientierte Geschäft. Kunden und Mitarbeiter sollten vom Verkauf kaum etwas merken.
RBS hatte angekündigt, dass sie aus dem internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft aussteigen will. Die Bank, die seit sieben Jahren in Folge Verluste schreibt, will kleiner werden.
Gerüchteküche brodelte schon lange
Der Verkauf von Coutts stand bereits seit geraumer Zeit im Raum. Offenbar waren mehrere Institute interessiert, so auch Julius Bär, wie der Bankenchef in einem Interview im vergangenen September sagte. Zudem sollen auch die Credit Suisse und Safra Sarasin ein Auge auf Coutts geworfen haben.
Die in der Schweiz ansässige Coutts ist eine interessante Marke in der Branche. Die Ursprünge gehen bis ins Jahr 1692 zurück. Bekannt ist Coutts zudem als die Bank der Queen. Sowohl Königin Elizabeth II. als auch zahlreiche Adelige und Prominente zählen zu ihren Kunden.
Coutts gehört zu den grössten Auslandbanken. Mit Übernahmen wie etwa der Zürcher Bank von Ernst im Jahr 2004 wuchs die Privatbank auf über 1200 Mitarbeiter. Per Ende 2013 verwaltete Coutts Vermögen in der Höhe von 32,6 Mrd. Franken.
Kosten für den Steuerstreit mit den USA und der Einbruch des Zinsüberschusses hatten dem Institut zu schaffen gemacht. So musste das auf private Geldgeschäfte und Vermögensverwaltung spezialisierte Finanzhaus 2013 einen Verlust von 45,1 Mio. Franken ausweisen. Coutts reagierte mit einer Restrukturierung, wobei die Bank ihre Filiale in Bern schloss.
600 bis 800 Millionen
Gemäss der der Zeitung «Financial Times» bezahlt UBP nun 600 bis 800 Mio. Dollar für Coutts. Die Union Bancaire Privée Genf (UBP) ist eine Vermögensverwaltungsbank mit Sitz in Genf. Sie wurde 1969 von Edgar de Picciotto als Compagnie de Banque et d’Investitissements (CBI) gegründet.
1990 entstand die UBP aus der Fusion der CBI und der TDB-American Express Bank. Mit der Übernahme der Discount Bank and Trust Company im Jahr 2002 fand eine weitere Expansion der UBP statt.
In den Jahren 2011 bis 2012 erwarb die UBP den Schweizer Ableger der niederländischen ABM Amro Bank, den in Paris ansässigen Hedgefonds Nexar Capital Group und die internationale Vermögensverwaltung der britischen Lloyds.
Die UBP betreute per Ende 2014 Kundenvermögen in der Höhe von 98,7 Mrd. Fr. und beschäftigt weltweit rund 1350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In der Schweiz unterhält die Privatbank neben ihrem Hauptsitz in Genf Niederlassungen in Zürich, Basel und Lugano. Der Gründer der Bank, Edgar de Picciotto, ist Präsident des Verwaltungsrates, sein Sohn Guy de Picciotto der Konzernchef.