Die Hauptstadt Liguriens begeistert erst auf den zweiten Blick, dann dafür umso mehr. Genua ist Hafen-, Kultur- und Universitätsstadt mit reicher geschichtlicher Vergangenheit.
...und wenig Sonne und Licht. Im Sommer sicher herrlicher Schatten.
Verloren gehen ausgeschlossen: Touristen finden sich dank klarer Beschilderung in Europas grösster Altstadt gut zurecht.
Und sie finden bestimmt auch die Piazza de Ferrari, Herzstück der Stadt mit Prunkbauten.
Etwas mehr Aufwand benötigt man, um die lauschigen Plätze zu finden wie diesen Treffpunkt der Verliebten in römischem Ambiente.
Die Promenade am Porto lädt zum Flanieren ein. Wer es rasanter mag...
...kan sich am bevorzugten Fortsbewegungsmittel im Stadtverkehr versuchen: dem Motorino, hier der Parkplatz vor der Altstadt.
Verhungern muss in Genua niemand, wie dieses Bild verrät: Grosse Auswahl fürs Sandwich, denn es ist nicht einfach Wurst, was in ein Genueser Panin (Bild: Franca Hänzi)
Man nennt sie «la Superba», doch die Begeisterung für Genua hält sich für uns als anreisende Besucher erst mal in Grenzen. Es braucht genau genommen zwei Versuche, um in die Stadt zu gelangen. Der erste scheitert verkehrstechnisch.
Die Autobahn in Stadtnähe ist stark belastet, die Zubringerstrassen ins Zentrum komplett verstopft. Wie es halt so ist in Italien, an die Verkehrsregeln gewöhnt man sich am besten sofort, überholen von rechts, blinken fakultativ, hupen gerne oft. Nach geraumer Zeit im Stau geben wir auf, kehren um und fahren zurück ins beschauliche Städtchen Santa Margherita an der ligurischen Küste, wo wir dieser Tage wohnen.
Der zweite Anlauf erfolgt per Zug, doch für die insgesamt 35 Kilometer ins Stadtzentrum von Genua brauchen wir dank angekündigten Verspätungen auf dem Schienennetz nicht weniger als zwei Stunden. Später verstehen wir, weshalb das Motorino des Genuesers liebstes Fortbewegungsmittel ist.
Von der Altstadt direkt zum Hafen
Genua ist von vielfältiger, majestätischer Schönheit, die oft nicht ihrem Wert gemäss geschätzt wird. So steht es in einem alten Reiseführer. Zeitgemässer ausgedrückt heisst das wahrscheinlich: Die Stadt ist auf jeden Fall eine Reise wert, aber man muss genau hinschauen. Wir versuchen es.
Genua ist ähnlich einem Amphitheater aufsteigend dem Meer zugewandt. Man spaziert also wacker rauf und runter und seit ein paar Jahren auch, ohne eine Strasse überqueren zu müssen, von der Altstadt direkt zum alten Hafen. Der in Genua geborene Stararchitekt Renzo Piano hat ihn ab 1992 grundlegend umgestaltet und damit eine Verbindung zum Porto Antico geschaffen. Es mag gelungen sein oder nicht, das Meer als solches in seiner Schönheit und Weite sucht man vergebens. Dafür fallen Neubauten ins Auge, allen voran das imposante Aquarium.
Blickt man vom alten Hafen zur intakten Fassadenzeile der Altstadt, erahnt man, dass die Hauptstadt Liguriens einst eine blühende Handelsstadt war. Leider zieht sich ein hoch gelegenes Viadukt über die ganze Länge der Hafenpromenade. Die dicht befahrene Schnellstrasse wirkt wie ein Fremdkörper und verdeckt den Blick auf die pastellfarbenen Bauwerke. Wir kehren zurück in die Altstadt.
Es ist ein sonniger, milder Herbsttag, doch die Gassen bleiben düster und klamm und stehen im Gegensatz zur aufgeräumten Stimmung der Genueser, die sich behend und ortsgewandt durch die Stadt bewegen. In einer Trattoria kommen wir vor einem Teller Trenette al pesto mit dem Kellner ins Gespräch. Welche Strassen sollte man abends meiden? Bald sind mehrere Gäste in die Diskussion verwickelt. Die Meinungen sind unterschiedlich und die Frage, ob man nach Einbruch der Dunkelheit durch die Gassen ziehen soll oder nicht, bleibt offen.
Die ganze Welt in einer Strasse
Noch ist heller Tag und die Altstadt von Genua, eine der grössten Europas, lädt zum Flanieren ein. Die Stadt bietet einiges an Überraschungen wie zum Beispiel die Piazza De Ferrari als typisch norditalienisches Zentrum mit monumentalen Prachtbauten. Viele der restaurierten Palazzi sind auf den ersten Blick nicht zu sehen. Es lohnt sich, in Einfahrten und Hinterhöfe zu spähen, zum Beispiel in der Via Balbi, die vom Bahnhof Principe in die Altstadt führt.
Eine ganz andere Szene erwartet uns wenige Gehminuten weiter in der Via di Pre mit ihren unzähligen bunten und vollgestopften Lebensmittelgeschäften. Hier scheint auf jeweils wenigen Quadratmetern die ganze Welt vertreten zu sein. Und hier steckt sie wohl, die facettenreiche Kulturstadt mit ihrer geschichtsträchtigen Vergangenheit als wichtigste Hafenstadt Italiens.
Wir reisen zurück in das Fischerstädtchen am Meer. Genua, so lautet das Fazit, ist nicht wirklich schön, aber ausserordentlich interessant. Für einen Tagesausflug in Zusammenhang mit einem Aufenthalt an der ligurischen Küste wärmstens zu empfehlen.
- Anreisen: Ab Basel SBB in sechs Stunden mit dem Eurocity, umsteigen in Mailand.
- Ausschlafen: Einige ordentliche Hotels direkt am Bahnhofsplatz Principe, ansonsten am Meer an der ligurischen Küste zum Beispiel das Hotel Metropole.
- Anschauen: Es locken viele Prachtbauten, Kathedralen und etwa zwei Dutzend Museen. Im Palazzo Duale die Ausstellung «Frida Kahlo» bis zum 15. Februar 2015.
- Aufessen: Restlos alles in der Trattoria Raibetta am gleichnamigen Platz im alten Hafen.