Der Schaffhauser Industriekonzern Georg Fischer (GF) baut in Biel für rund 100 Mio. Franken einen neue Industrieanlage. Sie umfasst rund 460 Arbeitsplätze, die zum grösseren Teil nach Biel verlegt und zum Teil auch neu geschaffen werden.
Vom bestehenden Standort Nidau/Ipsach werden rund 250 Arbeitsplätze nach Biel transferiert, 100 werden von einem Werk im solothurnischen Lutherbach nach Biel verlegt. Weitere Arbeitsplätze sollen in den kommenden Jahren entstehen.
Die Maschinensparte von GF müsse wegen der hohen Nachfrage an Hochgeschwindigkeitsfräsmaschinen die Produktionskapazität erhöhen, begründete der Konzern den Schritt.
Die Verkäufe hätten sich verdoppelt und das Werk in Biels Nachbargemeinde Nidau komme an die Kapazitätsgrenzen. Darum habe sich der Konzern für den Bau der neuen Fabrik entschieden. Dort sollen insbesondere Fräslösungen konzentriert und neue Technologien aufgebaut werden.
Investitionen von 100 Millionen Franken
Rund 100 Millionen Franken will GF in die neue Anlage im Bieler Bözingenfeld investieren, wie aus einer Mitteilung der bernischen Volkswirtschaftsdirektion vom Donnerstag hervorgeht.
Das Bözingenfeld gilt derzeit als wirtschaftliche «Boomtown» im nicht eben wachstumsstarken Kanton Bern. Kleine Startups haben sich in der dynamischen Industriezone ebenso angesiedelt wie der Weltkonzerne wie Rolex. Seit diesem Sommer sind auch die Bieler Stadien in Betrieb.
Konkret erwirbt die GF-Tochter Mikron Agie Charmilles AG von der Stadt Biel eine Fläche von 23’000 Quadratmetern im Baurecht. Weiter wird der Unternehmung eine Landreserve von 5000 Quadratmetern zur Verfügung gestellt.
Die nicht eben üppig ausgestattete Bieler Stadtkasse kann so auf jährliche Einkünfte von 160’000 Franken zählen. Den Terrainpreis bezifferte die Bieler Gemeinderätin Silvia Steidler auf rund 250 Franken pro Quadratmeter. Somit ergeben sich Buchgewinne für das Hauptterrain von 5,7 Mio. Franken und für ein Reserveterrain von 1,4 Mio. Franken.
Die Bieler Bevölkerung wird im kommenden November über den Landerwerb abstimmen. Dies und eine Baubewilligung vorausgesetzt, will die GF-Tochter 2016 den Neubau in Angriff nehmen. 2018 soll das neue Werk in Betrieb gehen.
Freude bei Stadt und Kanton
Stadtpräsident Erich Fehr und der bernische Volkswirtschaftsdirektor Andreas Rickenbacher freuten sich über die Ansiedlung. Neben den neuen Stadien entstehe im Bieler Bözingenfeld ein industrieller Leuchtturm, sagte Fehr vor den Medien. Dass ein exportorientierter Konzern wie GF in der Region bleibe, sei alles andere als selbstverständlich, betonte Rickenbacher.
Dass ein weltweit tätiger Industriekonzern gerade auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld in diesem Ausmass investieren wolle, sei für die Stadt Biel und für den Kanton Bern von grosser Bedeutung.
«Wir sind ein Schweizer Unternehmen, das hohe Schweizer Qualität produziert. Solche Produkte kann man etwas teurer verkaufen als die Konkurrenz. Deshalb ist es nötig, für die Zukunft die Schweizer Identität zu bewahren. Wir sehen unseren Weg eher in der ständigen Innovation und in der Erschliessung von Marktsegmenten mit hohem Wachstumspotential, die nicht so zyklisch sind, wie die Luftfahrt», sagte Pascal Boillat, Leiter der GF-Division Machining Solutions.
Die Mikron Agie Charmilles AG in Nidau ist eine rechtlich selbständige Aktiengesellschaft innerhalb des GF-Konzerns. Das Unternehmen ist Teil der Division Machining Solutions. Die Mikron Agie Charmilles operiert von Nidau aus an mehreren Standorten und ist das Zentrum für Frästechnologie. Sie vertreibt weltweit Produkte bei einem Exportanteil von 95 Prozent.
Der Industriekonzern Georg Fischer wurde 1802 gegründet und betreibt heute in 31 Ländern 126 Gesellschaften. Der Konzern beschäftigt rund 14’000 Mitarbeitende und hat 2014 einen Umsatz von 3,8 Mrd. Franken erwirtschaftet.