Das vor vier Jahren geraubte Cézanne-Ölgemälde „Der Knabe mit der roten Weste“ ist wieder aufgetaucht: Das 100-Millionen-Franken-Bild wurde am Mittwochabend in Serbien sichergestellt. Nun fehlt noch eines der vier gestohlenen Bilder aus der Zürcher Bührle-Sammlung.
Es handle sich tatsächlich um das echte Gemälde von Cézanne, teilte die Oberstaatsanwaltschaft den Kantons Zürich am Donnerstagabend mit. Nach Angaben der serbischen Staatsanwaltschaft wollten die vier festgenommenen Verdächtigen das Bild für 3 Mio. Euro verkaufen. 1,4 Mio. Euro sollen sie als Vorschuss erhalten haben.
Der Direktor der Bührle-Sammlung, Lukas Gloor, der nach Belgrad gereist war, habe dessen Echtheit der Oberstaatsanwaltschaft bestätigt. Gloor hatte nach dem Kunstraub Cézannes „Knabe mit der roten Weste“ als „Symbolbild der Sammlung“ bezeichnet.
Die Polizei hatte das Gemälde des französischen Malers Paul Cézanne (1839-1906) „Der Knabe mit der roten Weste“ am Mittwochabend in Belgrad aufgespürt. Der serbische Innenminister Ivica Dacic berichtete an einer Medienkonferenz von der Verhaftung von vier Verdächtigen. Alle vier sind gemäss seinen Aussagen Serben.
Laut Staatsanwalt Miljko Radisavljevic war einer der vier Festgenommenen am Überfall in Zürich beteiligt. Ausgeführt haben soll er die Tat mit Unbekannten. Die anderen drei Verdächtigten hatten bei der Organisation der Tat geholfen.
Zürcher Polizisten vor Ort
Die Verhaftungsaktion fand gleichzeitig in Belgrad und Cacak, 140 Kilometer südöstlich von Belgrad statt. Auch Zürcher Polizisten und ein Staatsanwalt waren dabei, wie die Sprecherin der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft, Corinne Bouvard, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.
Die Ermittlungen von Kantons- und Stadtpolizei Zürich und der Staatsanwaltschaft II zusammen mit den serbischen Behörden hätten zu einer Spur nach Belgrad geführt.
Nach der Identifizierung des Bildes werden die Behörden in der Schweiz ein Rechtshilfegesuch stellen, um die Rückführung des Bildes zu beantragen, wie es beim Bundesamt für Justiz auf Anfrage hiess. Der zuständige Zürcher Staatsanwalt könne das Ersuchen direkt an Serbien richten.
Zürcher Jahrhundertkunstraub
Das 80 mal 64 Zentimeter grosse Cézanne-Ölgemälde entstand in den Jahren 1888 bis 1890 und war 2008 zusammen mit drei weiteren Kunstwerken aus der Sammlung E.G. Bührle gestohlen worden. Der Wert der vier Gemälde wurde auf rund 180 Millionen Franken beziffert; das Cézanne-Ölgemälde war mit rund 100 Millionen Franken das wertvollste.
Der spektakuläre Raubüberfall vom 10. Februar 2008 wurde auch als Zürcher Jahrhundertkunstraub bezeichnet. Drei maskierte und bewaffnete Männer waren am Sonntagnachmittag das Privatmuseum im Stadtzürcher Kreis 8 eingedrungen. Der Überfall dauerte gerade einmal drei Minuten.