Im Prozess gegen den geständigen norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch versucht, näheres über seine Kontakte zu anderen Rechtsextremisten und über das angebliche Netzwerk der „Tempelritter“ zu erfahren. Breivik reagierte unsicher, ausweichend und genervt.
Der 33-Jährige verweigerte sich vor dem Gericht in Oslo allen Fragen zu Hintermännern oder Helfern seiner Bluttat. „Ich möchte keine Informationen geben, die zu weiteren Festnahmen führen könnten“, sagte er. Er sei Kommandant einer „Tempelritter“-Zelle gewesen. „Das bedeutet, dass ich ein Fusssoldat war, der mit anderen verbunden war. Aber mehr will ich darüber nicht sagen.“
Die Frage um die Existenz der „Tempelritter“ – einer laut Breivik militanten nationalistischen Gruppe, die sich gegen eine vermeintliche muslimische Kolonisierung Europas stellt – ist eine der wichtigsten in dem Fall.
Sie könnte darüber entscheiden, ob er für psychisch krank erklärt wird und bei einem Schuldspruch in eine geschlossene psychiatrische Anstalt statt in ein Gefängnis eingewiesen wird.
Breivik wirkte am dritten Prozesstag erschöpft und etwas resigniert. Immer wieder wurde deutlich, wie gross seine Sorge ist, dass seine Überzeugungen als Hirngespinste abgetan – und seine Taten damit als Verbrechen eines Geisteskranken eingestuft werden.
„Ich habe gar nichts erfunden“
Breivik räumte ein, es handle sich bei der Gruppe nicht um „eine Organisation im konventionellen Sinn“. Sie bestehe aus „unabhängigen Zellen“ und werde daher langfristig „eine führerlose Organisation“ sein.
Breivik erklärte bei der Befragung zu der Gruppe, er habe bei einer Reise nach Liberia im Jahr 2002 einen „serbischen Kriegshelden“ getroffen, der dort im Exil lebte. Einen Namen nannte er jedoch nicht. Breivik lehnte es auch ab, Einzelheiten zu einer von ihm in seinem sogenannten Manifest beschriebenen Gründungssitzung der „Tempelritter“ 2002 in London zu nennen.
Staatsanwältin Bejer Engh fragte nach, ob er das Treffen nicht vielleicht erfunden habe. „Ich habe gar nichts erfunden. Was in dem Kompendium steht, ist korrekt.“ Allerdings müsse der Zusammenhang beachtet werden, in dem es stehe. „Es ist eine Glorifizierung gewisser Ideale“, sagte Breivik.
Breivik darf noch bis zum Montag sein Weltbild erklären. Am Mittwoch konzentrierten sich die Staatsanwälte auf die Zeit von 2001 bis 2006, in der Breivik seinen Hass auf alles Multikulturelle und seine Ideologie entwickelte.