Als Konsequenz aus der Affäre um falsche Abrechnungen tritt die gesamte Führung von Frankreichs konservativer Oppositionspartei UMP zurück. Parteichef Jean-François Copé werde seinen Posten zum 15. Juni abgeben, verlautete in Paris aus Parteikreisen.
Auch die gesamte weitere Führungsriege der UMP werde abtreten, für Oktober sei ein ausserordentlicher Parteitag anberaumt. Die UMP-Führung war am Morgen zu einem Krisentreffen in Paris zusammengekommen. Drei frühere UMP-Regierungschefs sollen die Partei nun übergangsweise führen.
Bei der Affäre, die im Februar bekannt geworden und am Montag eskaliert war, geht es um falsche Abrechnungen der PR-Firma Bygmalion, die von zwei Vertrauten Copés gegründet worden war. Copé hatte noch am Montag versichert, er habe «überhaupt nichts gewusst» von solchen Vorgängen.
Dann machte der Anwalt der PR-Firma plötzlich das Lager um Ex-Präsident Nicolas Sarkozy für die falschen Abrechnungen in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro verantwortlich. Die Firma sei gezwungen worden, die Rechnungen auszustellen, damit Sarkozy im Wahlkampf 2012 das vorgegebene Limit habe überschreiten können.
Unschuld beteuert
Copé, der sich nach der Abwahl Sarkozys 2012 einen erbitterten Machtkampf um die UMP-Führung mit Ex-Regierungschef François Fillon geliefert hatte, beteuerte am Dienstagabend im Sender TF1, er habe von den Vorgängen nichts gewusst und erst vor knapp zwei Wochen aus der Presse von ihnen erfahren.
Mitarbeiter hätten sein «Vertrauen missbraucht». Die Franzosen dürften nicht an seiner «Unbescholtenheit» zweifeln, er habe in der Affäre nie die Unwahrheit gesagt, beteuerte Copé.
Ob er sich im Oktober erneut für das Amt des UMP-Vorsitzenden bewerben wird, liess Copé offen. Der 50-Jährige hatte sich Hoffnungen auf eine Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2017 gemacht, falls Sarkozy nicht noch einmal antreten sollte.
Auch sein Erz-Rivale Fillon strebt eine Kandidatur an. Als möglicher aussichtsreicher Kandidat wird Alain Juppé gehandelt, der kürzlich als Bürgermeister von Bordeaux wiedergewählt wurde. Juppé begrüsste am Dienstag Copés «mutige» Rücktrittsentscheidung.