Mit «Ericas Erotik-Shop» verliert die Missionsstrasse einen ihrer interessantesten Charaktere. Die Besitzerin Erica Schönauer hat uns ihre besten Geschichten erzählt.
Erica Schönauer muss ihren Erotik-Shop unweit vom Burgfelderplatz schliessen. Vielen wird der leerstehende Laden nicht auffallen. Er wird einer von vielen sein. Denn leere Ladenlokale gehören zum üblichen Strassenbild der Gegend.
Die Kundschaft von Ericas Erotik-Shop setzt sich nur noch aus wenigen Stammkunden älteren Semesters zusammen. «Die Jungen bestellen ihre Ware nur noch im Internet», erklärt Schönauer. Allein mit den Einnahmen der paar verbliebenen Stammkunden lohnt sich das Geschäft nicht mehr. Deshalb gedenkt sie den Laden im März zu schliessen und selber einen Onlineshop zu starten.
Schönauer wird einem Quartier den Rücken kehren, das sie nach eigenen Angaben nie mochte. «Dieses Quartier ist tot», sagt sie und ist mit dieser Meinung bei weitem nicht die Einzige in Basel. Schönauer erzählt gerne. Denn nebst dem unzähligen Sexspielzeug hat sie auch unendlich viele Geschichten auf Lager. Und wenn sie diese mit ihrer vom Rauchen gezeichneten Stimme erzählt, dringt durch, dass sie das Quartier und seine Bewohner wahrscheinlich doch ein wenig vermissen wird.
Fatale Tierliebe
Zum Beispiel kann sie das Schmunzeln nur schwer unterdrücken, wenn sie daran denkt, wie ein Hund beinahe die Ehe seines Herrchens zu Bruch brachte. Einer der Stammkunden hatte bei seinen Besuchen stets den Hund dabei. Die Ehefrau wusste nichts von diesen Besuchen im Erotik-Shop – offenbar kam jemand anderes in den Genuss der Einkäufe.
Schönauer hat ein Herz für Tiere. So freute sich der Hund bald mehr über die Besuche als sein Herrchen. Eines Tages erlitt der Stammkunde einen Herzinfarkt und musste im Spital verweilen. Die Ehefrau musste also mit dem Hund spazieren gehen. Als sie bei Schönauers Erotik-Laden vorbeigingen, stürmte der Hund ins Geschäft. Am anderen Ende der Leine die Dame, die sich sofort einen Reim auf den Vorfall machen konnte. So war es der Hund allein, der sich über das Wiedersehen freute. Die Dame verliess das Geschäft wutentbrannt. Aber freiwillig.
Andere ungebetene Gäste zeigten sich da schon hartnäckiger. So wurde Schönauers Laden von einer Christin auf Mission gestürmt. Diese hatte im Geschäft Gottes Zorn beschworen und der Besitzerin ewige Verdammnis prophezeit. Da alle mündlichen Aufforderungen den Laden zu verlassen, scheiterten, bediente sich Schönauer radikalerer Mittel. Mit einem Vibrator babylonischen Ausmasses konnte sie die Dame zuletzt doch noch vertreiben. Für künftige Einsätze liegt der Lust-Prügel noch heute neben der Kasse bereit.
Lauter Verkehr und Säufer
Erica Schönauer hatte in der Wohnung oberhalb ihres Ladens gewohnt. Doch machte ihr der stetige Lärm zu schaffen. Schlimmer als der Verkehr auf der nahen Missionsstrasse waren die Besucher des ehemaligen Milchhüsli. Diese betranken sich oft bis tief in die Nacht hinein und interpretierten die gesetzliche Nachtruhe eher als Vorschlag. «Irgendwann hatte ich genug vom Lärm. Da habe ich aus dem Fenster mit Eiern nach ihnen geworfen. Ob rohe oder gekochte – das war mir ganz egal», erinnert sie sich. So suchte sie sich eine Wohnung in einer anderen Gegend. Der Laden aber blieb.
Ihr letzter Kraftakt am ungeliebten Burgfelderplatz steht noch bevor. Für Dezember hat sie einen Ausverkauf angekündigt. Im März will sie dann den Laden komplett dichtmachen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Fernab der Missionsstrasse in einer Wohngemeinschaft, mit einer Freundin zusammen. Dieser wird sie genug zu erzählen haben.