Die Fussball-WM 2022 soll nicht in Katar stattfinden. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund fordert vom Schweizerischen Fussballverband in einem Brief, sich beim Weltfussballverband FIFA aktiv dafür einzusetzen, dass dem Wüstenstaat die WM entzogen wird.
Weltweit protestieren Gewerkschaften dagegen, dass Katar 2022 die Fussball-Weltmeisterschaft ausrichten darf. So hat sich auch der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) in einem Brief an den Schweizerischen Fussballverband (SFV) gewandt. Auf den Baustellen für die Fussball-WM herrschten menschenunwürdige und lebensgefährliche Zustände, schrieb der SGB. Nach Angaben der nepalesischen Botschaft in Katar seien zwischen Anfang Juni und Anfang August auf den Baustellen 44 Bauarbeiter aus Nepal ums Leben gekommen.
Die Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) habe festgestellt, dass die Unterkünfte für die Arbeiter in Katar überfüllt und schmutzig und die sanitären Einrichtungen notdürftig seien. Per Brief forderte der SGB SFV-Präsident Peter Gilliéron auf, sich bei der FIFA dafür stark zu machen, dass Katar die WM nicht ausrichten darf.
Gleiche Forderung in Deutschland
Der SGB schliesst sich damit einer Forderung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) an den Präsidenten des Deutschen Fussballverbandes an.
Sollte das FIFA-Exekutivkomitee an der WM in Katar festhalten, sollen der Internationale Fussballverband und der SFV darauf pochen, dass in Katar die Grundnormen der Internationalen Arbeitsagentur gesetzlich verankert und durchgesetzt werden.
Es ist nicht der erste Protest gegen die Fussball-WM in Katar. Anfang Oktober zeigten die Gewerkschaft Unia und die BHI in Zürich der FIFA die «rote Karte». Rund 80 Menschen demonstrierten gegen die Zustände auf den Baustellen für die Weltmeisterschaft in Katar und forderten die Einhaltung der Arbeitsrechte.
Auf faire Arbeitsbedingungen an Fussball-Weltmeisterschaften pocht seit Jahren die Organisation Solidar Suisse. Aussenminister Didier Burkhalter habe auf ein Schreiben von Solidar Suisse zu Katar geantwortet, dass er gegenwärtig keine Möglichkeiten sehe, mit der FIFA zu sprechen, sagte Sprecherin Eva Geel auf Anfrage.
Das Departement für auswärtige Angelegenheiten habe argumentiert, dass die Missstände vor allem Infrastrukturbauten betreffen würden. Hier sei die Verantwortlichkeit der FIFA nicht klar ausgewiesen.
Solidar Suisse verlangt Nachhaltigkeitsklausel
Solidar Suisse fordert von der FIFA, in Verträgen mit WM-Gastgeberstaaten eine Nachhaltigkeitsklausel aufzunehmen, nicht nur betreffend den Bau der Stadien und den Arbeitsbedingungen in den Sportstätten, sondern auch betreffend Bauten für die Infrastruktur.
Zur WM in Brasilien 2014 ist Solidar Suisse in Kontakt mit FIFA-Präsident Sepp Blatter, wie Geel sagte. Die Organisation sei zuversichtlich, dass ein Treffen der FIFA mit brasilianischen Nichtregierungsorganisationen zu Stande komme. «Bleibt die Frage, inwieweit die FIFA die Forderungen der Zivilgesellschaft aufnimmt.»
Die Erfahrung zeige, dass die FIFA durchaus auf Druck reagiere. «Bei der Fussball-WM in Südafrika 2010 haben wir dank unserer Kampagne Zugeständnisse der FIFA erreicht. Damals zu Gunsten der Bauarbeiter», sagte Geel. «Die FIFA muss Verantwortung übernehmen.»