Buchverluste mit Finanzinstrumenten haben dem Luxusgüterhersteller Richemont das im März zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2014/15 verhagelt. Der Gewinn dürfte um rund 36 Prozent gefallen sein, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Zu den betroffenen Finanzinstrumenten zählten Währungspositionen und Derivate. Die Verluste wirkten sich nicht auf die liquiden Mittel aus und seien zum grössten Teil nicht steuerlich absetzbar. Daher dürfte sich die Steuerquote deutlich erhöhen, hiess es.
Im Geschäftsjahr 2013/14 hatte der Hersteller von Cartier-Schmuck und Edeluhren der Marken Piaget und IWC bei einem Umsatz von 10,65 Mrd. Euro einen Gewinn von 2,07 Mrd. Euro ausgewiesen. Der Umsatz ist Richemont zufolge im Geschäftsjahr 2014/15 um rund 5 Prozent gestiegen, der operative Gewinn dürfte um rund 10 Prozent zugelegt haben.
Im Umsatz ist die Online-Tochter Net-A-Porter, die der Genfer Konzern mit dem italienischen Mitbewerber Yoox zusammenlegt, noch mit eingeschlossen. Aus dem neuen Modehändler soll eine Firma mit Verkaufserlösen von mehr als einer Milliarde Euro entstehen, an dem Richemont mit 50 Prozent beteiligt ist.
Viele Analysten überrascht
Mehrere Analysten erklärten, die Gewinnwarnung komme überraschend und der Reingewinn liegen unter den Erwartungen. Offenbar habe der Konzern stärkere negative (Währungs-)Effekte oder Positionen gehabt als erwartet, kommentierte die Bank J. Safra Sarasin. Die UBS war bisher von einem schwächeren Gewinnrückgang von 13 Prozent ausgegangen.
Die vorläufigen Zahlen zu Umsatz sowie Betriebsgewinn bewerteten Analysten hingegen als mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen. Die Richemont-Aktie fiel zu Handelsbeginn um bis zu 2,8 Prozent ins Minus. Um 10.30 Uhr betrug der Kursverlust noch 1,4 Prozent.
Die ZKB war beim Reingewinn bereits im Januar von einem Rückgang von 30 Prozent ausgegangen, und mit den effektiven Fremdwährungskursen per Ende März 2015 wäre sie «auf eine noch tiefere Schätzung gekommen», denn der US-Dollar habe sich erholt. Das habe zu Verlusten auf den Absicherungspositionen geführt, erklärte der zuständige Analyst.
Der grösste Teil der Verluste im Finanzergebnis sei allerdings auf den gegenüber dem Franken tieferen Euro zurückzuführen. Das sei bereits im Januar klar gewesen. Diese Euro-Verluste würden aus signifikanten Euro-Cashpositionen resultieren, die – obwohl Richemont in Euro berichtet – jeweils gemäss Rechnungslegungsstandard IFRS in Franken umgerechnet werden müssten.