Neue Gerüchte um eine Übernahme des Agrochemie-Konzerns Syngenta durch die chinesische ChemChina haben am frühen Dienstagnachmittag an der Schweizer Börse zu einem Kurssprung der Syngenta-Aktie geführt. Beide Vertragsparteien stünden vor einer Einigung, hiess es.
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg offeriert das chinesische Unternehmen rund 470 Franken pro Syngenta-Aktie. Damit würde ChemChina für Syngenta einen Preis von insgesamt rund 43,7 Milliarden Franken bezahlen, heisst es unter Berufung auf «informierte Kreise».
Ein Syngenta-Sprecher wollte den Bericht am Dienstag nicht kommentieren. Bloomberg erwartet jedoch, dass die entsprechende Vereinbarung bereits am morgigen Mittwoch anlässlich der Präsentation der Syngenta-Jahresbilanz angekündigt werden könnte. Laut Bloomberg würde es sich um die bisher grösste Übernahme durch ein chinesisches Unternehmen überhaupt handeln.
Syngenta-Aktie rund 6 Prozent im Plus
Diese Gerüchte beflügelten an der Schweizer Börse den Kurs der Syngenta-Titel. Nachdem die Titel in einem negativen Gesamtmarkt gegen 13.30 Uhr am Dienstag auf ein Tageshoch von 410 Franken kletterten, fiel der Preis wieder und lag gegen 15 Uhr bei 400 Franken.
Die China National Chemical (ChemChina) wird seit Monaten als mögliche Syngenta-Käuferin gehandelt. Mitte November des letzten Jahres hatten Medien bereits berichtet, dass Syngenta ein Übernahmeangebot von ChemChina unter Berufung auf regulatorische Vorbehalte zurückgewiesen habe. Bereits damals war ein Preis von 470 Franken je Aktie genannt worden.
Im vergangenen Sommer hatte Rivale Monsanto bereits versucht, Syngenta zu übernehmen. Doch das Management hatte die Monsanto-Offerte von 449 Franken je Syngenta-Aktie strikt abgelehnt. Angesichts des hartnäckigen Widerstands der Schweizer hatte sich die US-Konkurrentin im August 2015 schliesslich wieder zurückgezogen.
Branche vor weitreichenden Konsolidierungen
Druck auf die Branche übt laut Beobachtern die geplante Fusion der US-Chemieriesen Dow Chemical und DuPont aus. Mitte Dezember hatten die beiden US-Grosskonzerne ihre Fusionspläne öffentlich gemacht. Mit dem neuen Riesen Dowdupont soll der weltgrösste Chemiekonzern entstehen.
Auch Syngenta-Präsident Michel Demaré hatte zuletzt eingeräumt, dass Syngenta kaum mehr Möglichkeiten für einen Alleingang sehe. «Anfang Jahr noch war dies für Syngenta vorstellbar. Doch seither hat sich die Dynamik in der Branche verändert», sagte er Ende 2015 in einem Interview. Eine konkrete Kaufofferte für Syngenta liege zwar nicht auf dem Tisch, sagte er damals. Aber: «Wir sind in recht fortgeschrittenen, formellen und intensiven Verhandlungen.»