Mit viel Aufwand wird derzeit eine grosse Kolonie Geburtshelferkröten beim Südportal des Belchentunnels der Autobahn A2 umgesiedelt. Für die im Volksmund «Glögglifrösche» genannten Kröten wurden neue artgerechte Lebensräume errichtet. Die Aktion kostet 260’000 Franken.
Über 100 Geburtshelferkröten leben derzeit zusammen mit anderen Amphibien in der stillgelegten Tongrube Fasiswald im solothurnischen Hägendorf. Diese «Glöggliförsche»-Kolonie gilt gemäss Fachleuten als eine der grössten in der Schweiz.
Aber das Frosch-Paradies liegt bei der Baustelle für die Erneuerung des Belchentunnels der Autobahn A2. Das 500 Millionen Franken teure Strassenprojekt sieht auch den Bau eines zweispurigen Sanierungstunnels vor – und der Aushub der Röhre soll in die Tongrube Fasiswald gekippt werden.
Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) liess daher in Zusammenarbeit mit Umweltingenieuren und Bauarbeitern unweit der Tongrube artgerechte Ersatzlebensräume für die «Glöggliförsche» errichten. Vertreter des Bundesamtes informierten am Donnerstagabend vor Ort über die aufwendige Umsiedlungsaktion.
Perfekter Lebensraum für die Frösche
Bei der Schaffung des neuen Lebensraumes überliessen die Fachleute nichts dem Zufall und dachten an alles. Sie legten im neuen Gebiet ein Fliess und eine eigens für diese Habitate geschweisste Folie aus. So soll das Risiko eines Wasserverlustes verringert werden.
Das Gebiet wurde auch mit einer dünnen Sandschicht überdeckt, darauf kam Kies zu liegen. Drainagen leiten unerwünscht grosses Wasseraufkommen ab. Zudem wurde eine 1,5 Meter hohe Trockensteinmauer errichtet.
Seit Anfang Mai sind nun die Mitglieder mehreren Naturschutzvereine der Region damit beschäftigt, die Geburtshelferkröten jeweils bei Einbruch der Dunkelheit einzufangen und im neuen Lebensraum wieder auszusetzen. Ein Fangerfolg von zehn Tieren pro Nacht sei schon ein gutes Resultat, erläutert Biologe Christoph Bühler.
Geburtshelferkröten sind gefährdet
«Glögglifrösche» sind bundesrechtlich geschützt und gelten gemäss der Roten Liste der Schweiz in ihrem Gesamtbestand als gefährdet. Sie sind nachtaktiv und verstecken sich den Tag über in selbst gegrabenen Höhlen, zwischen oder unter Steinen oder in Mauslöchern. Sie tummeln sich kaum je im Wasser.
Auffällig an den drei bis fünf Zentimeter kleinen Kröten ist ihr glockenheller Ruf – dieser hat dem Tier im Volksmund zum Namen «Glögglifrosch» verholfen. Die Kröten fressen unter anderem Spinnen, Käfer, Nacktschnecken, Fliegenlarven und Würmer.
Sie paaren sich an Land. Die besamten Eischnüre legt sich das Männchen um die Fersengelenke und trägt sie drei bis sechs Wochen lang mit sich herum. Die Umweltorganisation Pro Natura ernannte die Geburtshelferkröten zum «Tier des Jahres 2013».