Mit seinem intimen Film «La vie d’Adèle» über eine lesbische Liebe hat der französische-tunesische Regisseur Abdellatif Kechiche beim Festival von Cannes die Goldene Palme gewonnen. Erstmals in der Geschichte der Filmfestspiele wurde die Auszeichnung nicht nur an den Regisseur, sondern auch an die Schauspieler vergeben.
Die Hauptdarstellerinnen des Films, Adèle Exarchopoulos (19) und Léa Seydoux (27), bekamen am Sonntagabend ebenfalls eine Auszeichnung überreicht. Es ist der erste Cannes-Preis für den 52 Jahre alten Regisseur Kechiche.
Kechiche sagte, er wolle den Film und den Preis der «wunderbaren Jugend Frankreichs» widmen, die ihm viel über den «Geist der Freiheit» beigebracht habe – und der «Jugend der tunesischen Revolution, für ihr Streben danach, frei zu leben, sich frei auszudrücken und frei zu lieben».
Das sehr stark gespielte «La vie d’Adèle» (englischer Titel: «Blue Is The Warmest Colour») erzählt von der jungen Frau Adèle Exarchopoulos, die mit einer etwas älteren Studentin ihre erste grosse Liebe erlebt. Das dreistündige Werk begeisterte die Zuschauer in Cannes mit seiner Intensität und Authentizität. Auch die expliziten und langen Sexszenen überraschten.
Grosser Preis der Jury an Coen-Brüder
Die Jury unter Vorsitz des US-amerikanischen Regisseurs Steven Spielberg zeichnete ausserdem die Brüder Ethan und Joel Coen mit dem Grossen Preis der Jury aus, dem zweitwichtigsten Preis des Festivals. Die US-Regisseure liessen sich mit ihrem melodramatischen «Inside Llewyn Davis» durch die Folkmusik-Szene im New York der 60er Jahre treiben.
Der Mexikaner Amat Escalante gewann für sein im Drogenbandenmilieu spielendes «Heli» den Preis für die beste Regie. Die Auszeichnung für das beste Drehbuch ging an Jia Zhangke für «A Touch Of Sin», in dem der Regisseur von verzweifelten Menschen im modernen China erzählt.
20 Filme im Wettbewerb
Als bester Schauspieler wurde Bruce Dern (76) für seine Leistung in dem Roadmovie «Nebraska» des Oscar-Preisträgers Alexander Payne geehrt. Beste Schauspielerin wurde Bérénice Bejo (36) aus dem Film «The Past» des Iraners Asghar Farhadi.
Das Internationale Festival von Cannes gilt als das wichtigste Filmfestival der Welt. Es fand in diesem Jahr zum 66. Mal statt.
Im diesjährigen Wettbewerb hatten 20 Filme um die Preise konkurriert. 2012 hatte das Drama «Liebe» des Österreichers Michael Haneke die Goldene Palme gewonnen.