Der deutsch-britische Künstler Tino Sehgal ist bei der 55. Kunst-Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen als bester Künstler geehrt worden. Die Auszeichnung für den besten nationalen Pavillon ging an Angola.
Die Preise wurden am Samstag nach der Entscheidung der fünfköpfigen Jury unter dem Vorsitz der Tate-Kuratorin Jessica Morgan (London) in einer feierlichen Zeremonie vergeben.
Sehgal erhielt den Löwen für seinen Beitrag in der Hauptausstellung «Il Palazzo Enciclopedico» des italienischen Kurators Massimiliano Gioni. Die Jury lobte ihn für die «Klasse und Innovation, mit der seine Arbeit zur Öffnung der künstlerischen Gattungen beigetragen hat.» Der Sieger-Pavillon aus Angola mit dem Titel «Luanda, Encyclopedic City» zeigt ein Werk des Künstlers Edson Chagas.
Der Goldene Löwe für das Lebenswerk ging zum zweiten Mal in Folge nach Österreich: Nach Franz West 2011 erhielt dieses Jahr Maria Lassnig als «einmaliges Beispiel für Unabhängigkeit und Durchsetzungskraft» die Goldstatue.
Walliser Carron im Schweizer Pavillon
Die 88 Länder-Pavillons und die Hauptschau können die Besucher noch bis zum 24. November in Venedig besichtigen. Der Schweizer Pavillon, der am Freitag von Ständeratspräsident Filippo Lombardi eröffnet worden war, wird vom Walliser Valentin Carron bespielt. Für den Schweizer Pavillon arbeitete er mit dem Tessiner Kurator Giovanni Carmine, Direktor der Kunst Halle Sankt Gallen, zusammen.
Für den Schweizer Pavillon ist nicht mehr das Bundesamt für Kultur zuständig, sondern die Kulturstiftung Pro Helvetia. Mit dem Veranstaltungsprogramm «Salon Suisse» im Palazzo Trevisan im Stadtzentrum ergänzt Pro Helvetia den Schweizer Auftritt.
Die 55. Kunst-Biennale war Samstagvormittag offiziell eröffnet worden. Die Veranstalter rechnen mit insgesamt etwa einer halben Million Besucher auf dem 46’000 Quadratmeter grossen Areal in der Lagunenstadt.
Installationen mit lebenden Menschen
Der Performance-Künstler Sehgal, der 1976 in London geboren und in Deutschland aufgewachsen ist, hatte schon 2005 gemeinsam mit Thomas Scheibitz den deutschen Pavillon auf der Biennale gestaltet. Im vergangenen Jahr nahm er an der Documenta 13 in Kassel teil. Er ist für seine Installationen mit lebenden Menschen und die Einbeziehung des Publikums bekannt.
Den silbernen Löwen für den vielversprechendsten jungen Künstler bekam Camille Henrot aus Frankreich. Besondere Erwähnungen gab es für die US-Amerikanerin Sharon Hayes, den Italiener Roberto Cuoghi sowie Zypern, Litauen und Japan.
Der deutsche Beitrag, unter anderem mit einem Werk des chinesischen Künstlers und Regimekritikers Ai Weiwei, ging leer aus. 2011 hatte der mit Werken des 2010 gestorbenen Künstlers Christoph Schlingensief gestaltete deutsche Pavillon den Goldenen Löwen erhalten.