Ein halbes Jahr nach der Beisetzung von Günter Grass schmückt seit dem Wochenende ein schlichter Grabstein die letzte Ruhestätte des Literaturnobelpreisträgers auf dem Friedhof in Behlendorf im Kreis Herzogtum Lauenburg.
Auf dem grauen Grabstein in Form eines Felsens stehen lediglich der Name Günter Grass und die Lebensdaten 16.10.1927 – 13.4.2015. Ob der gelernte Steinmetz Grass Vorgaben für die Gestaltung seines Grabsteins gemacht hat, ist nicht bekannt. Das Ratzeburger Unternehmen, das den Stein erstellte, machte hierüber keine Angaben.
Grass hatte 1947 das Steinmetz-Handwerk in Düsseldorf gelernt und viele Grabsteine bearbeitet, wie er in seiner Autobiografie «Beim Häuten der Zwiebel» (2006) berichtet. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit schuf Grass, der an den Kunsthochschulen in Düsseldorf und Berlin studierte, auch Skulpturen, Aquarelle, Zeichnungen und Grafiken.
Schwielen, Hornhaut, verhärtete Muskeln: «Zünftig wie ein Handwerker sah ich aus und konnte mir einreden, notfalls, etwa im Fall des politischen Rückfalls, der abermals verhängten Zensur und des staatlich verordneten Schreibverbots, als Steinmetz meine Familie ernähren zu können», schrieb Grass in «Beim Häuten der Zwiebel». «Denn das ist allgemein bekannt: weil der Tod keine Pause kennt, wird nach Grabsteinen selber in Notzeiten verlangt.»
Man soll nichts beschwören
In seinem Welterfolg «Die Blechtrommel» lässt Grass seinen Romanhelden Oskar Matzerath ebenfalls als Steinmetz arbeiten. Bei der Bewerbung um die Anstellung will Oskar dem Betriebschef schmeicheln: «Ihre Grabsteine gefallen mir ausserordentlich.» Die lakonische Antwort: «Dat soll man nicht laut sage, sonz kriecht man ehn druppjestellt.»
Grass war am 13. April in einem Lübecker Spital im Alter von 87 Jahren an den Folgen einer schweren Infektion gestorben. Die Beisetzung fand am 29. April im engsten Familienkreis statt – ohne religiöse Zeremonie. Grass, katholisch aufgewachsen, war aus der Kirche ausgetreten.
Sein Gedicht «Des Wiederholungstäters halbherzige Beichte» lässt Grass mit dieser Strophe enden: «So will ich denn mit meinen nachgeschminkten Sünden/mir Richter suchen unter Tauben, Stummen, Blinden./Ein Rest soll bleiben und als Mehrwert oder Hypothek/wenn ich mich fügsam in die Erde leg/mein Grabstein sein, für Freund und Feind zu finden.»