Ein junger Graffiti-Künstler ist nach einem Taser-Einsatz der Polizei in Miami Beach im US-Bundesstaat Florida gestorben. Polizisten beschossen den 18-jährigen Kolumbianer Israel Hernández auf der Flucht mit der Elektroschockpistole. Er starb später im Spital.
Hernández wurde am frühen Dienstagmorgen von den Beamten überrascht, als er im Stadtteil «Little Buenos Aires» Graffitis an die Wand eines leerstehenden Hauses sprühte, wie die Polizei am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte. Der 18-Jährige sei geflüchtet und habe die Aufforderung, stehen zu bleiben, ignoriert. Nach einer Verfolgungsjagd sei er von den Beamten gestellt und mit dem Taser geschockt worden.
Laut dem Polizeibericht ging es Hernández nach seiner Festnahme so schlecht, dass er ins Spital gebracht wurde. Dort sei er kurz darauf gestorben. Eine Untersuchung wurde eingeleitet und eine Autopsie angeordnet.
Nach Angaben des «Miami Herald» wurde der Schütze inzwischen vom Dienst suspendiert. Gegen den langjährigen Polizisten seien seit seinem Dienstbeginn im Jahr 2000 sechs Beschwerden unter anderem wegen «exzessiver Gewalt» eingegangen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf interne Polizeiunterlagen.
Die gesamte Polizei-Einheit war laut «Miami Herald» wiederholt wegen «aggressiven Verhaltens», «exzessiver Gewalt» und «mangelnder Aufsicht» Gegenstand von Überprüfungen.
An Art Basel ausgestellt
Freunde von Hernández sagten örtlichen Medien, das Werk des jungen Graffiti-Künstlers sei durchaus anerkannt gewesen. So habe er schon auf der Kunstmesse Art Basel ausgestellt, die jedes Jahr in Miami stattfindet. Die Schau in den USA ist ein Ableger der Art Basel in der Schweiz.
Auch habe er mit Genehmigung der Behörden in einem anderen Stadtteil mehrere Wandgemälde angefertigt. Nach Angaben des kolumbianischen Konsulats lebt Hernández‘ Familie seit sechs Jahren in Miami.
Taser-Einsätze sind umstritten
Taser-Einsätze sind seit Jahren höchst umstritten und werden weltweit von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert, weil dabei immer wieder Menschen sterben. Laut Amnesty International starben allein in den USA seit Beginn des Einsatzes der Schockpistolen im Jahr 2001 mehr als 500 Menschen.
Befürworter sehen in dem Taser ein Mittel, gefährliche Angreifer ausser Gefecht zu setzen, ohne zur Pistole greifen zu müssen. Aus einem Taser werden zwei mit Widerhaken versehene Pfeile mit einer Geschwindigkeit von rund 50 Metern pro Sekunde auf den Gegner abgeschossen. Die Projektile sind über einen isolierten Draht mit dem Taser verbunden, der nach dem Einschlagen der Pfeile im Ziel eine Stromladung von 50.000 Volt abgibt.
Dadurch zieht sich die Muskulatur des Getroffenen ruckartig zusammen, er wird für einen Zeitraum von rund fünf Sekunden vollkommen bewegungsunfähig und kann überwältigt werden. Taser können über eine Distanz von bis zu zehn Metern eingesetzt werden.