Zum sechsten Mal bietet Treibstoff eine attraktive Plattform für junge freie Theaterschaffende und ein Publikum, das an Neuentdeckungen interessiert ist.
Manchmal kann Quantität durchaus etwas über Qualität aussagen. Über 120 Projekteingaben stapelten sich im Vorfeld der Treibstoff Theatertage auf den Schreibtischen der Programmverantwortlichen der drei Spielstätten Kaserne Basel, Roxy Birsfelden und erstmals auch junges theater basel. Sieben Projekte kommen nur zum Zug. Das liegt aber nicht daran, dass soviel Schrott eingereicht wurde, sondern an der Tatsache, dass die Treibstoff Theatertage kein Gastspiel-, sondern ein Produktionsfestival sind und deshalb nicht mehr neue Projekte bewältigen mag.
Die grosse Zahl an Eingaben beweist aber deutlich: Treibstoff hat sich als Plattform für den Theaternachwuchs etabliert. Ins Leben gerufen wurden die Theatertage 2004 aus einer Notlage heraus. «Es war ein strategisches Projekt», erinnert sich der abtretende Roxy-Leiter Christoph Meury, der Treibstoff zusammen mit der Kaserne Basel initiiert hatte. «Wir mussten etwas tun, um die freie Szene zu beleben; auf lokaler Ebene war damals nicht viel vorhanden.»
Lust am Theater geweckt
Das ist heute, eben nicht zuletzt wegen Treibstoff, anders. Viele Theaterleute, die in früheren Jahren zum Zug gekommen sind, gehören heute zu den bekannten Namen in der freien Szene, aber auch an den grossen Ensemblebühnen. Marcel Schwald, Boris Nikitin, Patrick Gusset, Phil Hayes, Thom Luz, Fabian Chiquet und Elia Rediger zum Beispiel. Diese Aufzählung zeigt, dass Treibstoff offensichtlich auch bei Künstlern, deren Herkunft in der Musik, im Tanz oder der bildenden Kunst liegt, die Lust am Theater zu wecken vermochte – und noch immer vermag.
Mehrfach haben sich für die sechste Ausgabe Musiker, bildende Künstlerinnen und Theater- sowie Tanzschaffende zu neuen Kollektiven zusammengeschlossen (die überdies spartenübergreifend arbeiten, was aber durchaus einem Trend entspricht). Wie etwa bei der Gruppe SKART, die zeigt, wie die Fantasyfigur «Conan der Zerstörer» im Faschismus eine neue Heimat findet. Oder beim Kollektiv yuri500, das mit «Rede an die Menschheit» das wiederkehrende Science Fiction-Motiv vom Umgang der Menschen mit nicht zu erkennenden ausserirdischen Eindringlingen aufgreift. Mit Yves Regenass, Dirk Glodde oder Rebecca Weingartner sind auch Künstlerinnen und Künstler beteiligt, die man in Basel bereits auf überzeugende Weise hat kennenlernen können.
Die hier herausgegriffenen Beispiele und Namen sind zufällig und sollen keine Präferenzen darstellen. Denn im Vorfeld ein paar Highlights herauszugreifen, ist bei einem Produktionsfestival, in dessen Rahmen die Projekte ja erst entstehen, nicht oder kaum möglich. Treibstoff spricht also in erster Linie ein Publikum an, dass neugierig ist und Lust hat, neue Theaterformen, neue Köpfe und neue Kollektive zu entdecken. Unser Tipp: einfach hingehen und staunen.
- Treibstoff Theatertage (Kaserne Basel, Roxy Birsfelden und junges theater basel), 28. August bis 8. September 2013. www.treibstoffbasel.ch