Greenpeace-Energieszenario: Massnahmen des Bundes reichen nicht

Eine sichere, atomstrom- und nahezu CO2-freie Energieversorgung der Schweiz ist gemäss einer Greenpeace-Studie «möglich und erschwinglich». Greenpeace stellt der Energiestrategie des Bundes ein zusammen mit unabhängigen deutschen Experten erarbeitetes Gesamtenergieszenario entgegen.

Weichen stellen für CO2- und atomstromfreie Zukunft (Archiv) (Bild: sda)

Eine sichere, atomstrom- und nahezu CO2-freie Energieversorgung der Schweiz ist gemäss einer Greenpeace-Studie «möglich und erschwinglich». Greenpeace stellt der Energiestrategie des Bundes ein zusammen mit unabhängigen deutschen Experten erarbeitetes Gesamtenergieszenario entgegen.

Keines der bisherigen Schweizer Energieszenarien sei ambitioniert genug, um das weltweit anerkannte Klimaschutzziel von maximal 2 Grad globaler Erwärmung erreichen zu können, heisst es in einer Greenpeace-Mitteilung vom Mittwoch.

Das Energieszenario von Greenpeace «Energy [R]evolution Schweiz» hinterfrage die «konservativen Zahlen des Bundes» und lege dar, welche Weichen im Hinblick auf eine CO2- und atomstromfreie Zukunft jetzt gestellt werden müssten.

Viele Massnahmen des Bundesrates zur «Energiestrategie 2050» wiesen in die richtige Richtung, genügten aber nicht, um die Klimaschutzziele zu erreichen und verlangsamten die Energiewende, vor allem bei der Energieeffizienz und beim Zubau von Solarstromanlagen. Eine CO2-Abgabenbefreiung für die fossile Stromerzeugung torpediere die Klimapolitik.

Zehntausende Arbeitsplätze schaffen

Gemäss der Greenpeace-Studie können die CO2-Emissionen im Schweizer Energiesektor im Vergleich zu 1990 bis 2030 um 55 Prozent und bis 2050 um 96 Prozent reduziert werden. Um dies zu erreichen, müssten die nötigen Massnahmen sofort umgesetzt werden, was auch volkswirtschaftlich sinnvoll sei.

Durch den verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien im Inland lassen sich gemäss Studie bis 2020 rund 11’900 Arbeitsplätze schaffen. Bis 2030 könnten zusätzliche Jobs in der Grössenordnung von 80’000 bis 100’000 erwartet werden, wenn auch indirekte Jobs und jene, die im Energieeffizienzsektor entstehen, hinzugerechnet würden.

Laut Greenpeace kann insbesondere beim Verkehr und bei der Wärmeversorgung viel effizienter und sparsamer mit den knappen Ressourcen umgegangen werden.

Umfassenderes Abgabensystem

Nötig sei ein umfassenderes Abgabensystem, um die brachliegenden Effizienzpotenziale zu erschliessen: Neben CO2-Abgaben auf Brenn- und Treifstoffen schlägt Greenpeace eine Strom- oder Energielenkungsabgabe vor. Die Abgaben könnten in eine ökologische Steuerreform überführt werden, schreibt die Umweltorganisation.

Für Bauten, Fahrzeuge und Geräte seien «ambitionierte Mindesteffizienz- und Mindest-CO2-Standards» festzulegen. Abgeschafft werden müssten alle direkten und indirekten staatlichen Unterstützungen für konventionelle Energien.

Um Planungs- und Investitionssicherheit für den Umbau der Stromversorgung zu schaffen, sei die Laufzeit von Atomkraftwerken auf 40 Jahre festzulegen, was bedeute, dass Leibstadt als letztes AKW 2024 abgestellt werden muss. Die Schweizer Energiewende solle verwirklicht werden, ohne die bestehenden Gewässer-, Natur- und Heimatschutzgesetzgebung aufzuweichen, heisst im Greenpeace-Szenario.

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