Greenpeace findet Pestizidrückstände in Apfelplantagen

Bis zu neun verschiedene Pestizide hat die Umweltorganisation Greenpeace auf konventionellen Thurgauer Apfelplantagen am Bodensee nachgewiesen. Gefunden wurden die Rückstände in Boden- und Wasserproben. Ebenso unerfreulich fielen Tests von Blütenproben aus.

Pestizidrückstände auf Thurgauer Apfelplantagen sorgen nach Ansicht der Umweltorganisation Greenpeace für einen «bitteren Nachgeschmack» (Symbolbild). (Bild: sda)

Bis zu neun verschiedene Pestizide hat die Umweltorganisation Greenpeace auf konventionellen Thurgauer Apfelplantagen am Bodensee nachgewiesen. Gefunden wurden die Rückstände in Boden- und Wasserproben. Ebenso unerfreulich fielen Tests von Blütenproben aus.

Insgesamt hat Greenpeace im April in zwölf europäischen Ländern 36 Wasser- und 49 Bodenproben aus Apfelplantagen auf Rückstände von Pestiziden untersuchen lassen. 64 dieser Stichproben wiesen Rückstände auf, über die Hälfte war mehrfach belastet. Insgesamt wurden 53 Pestizide gefunden, darunter besonders giftige wie DDT und hormonell wirksame Substanzen wie Endosulfan.

In der Schweiz nahm Greenpeace insgesamt sieben Boden- und sechs Wasserproben, wobei in einer einzige Probe bis zu fünf Pestizide nachgewiesen wurden. Darunter waren Gifte, die sowohl für Frösche und andere Wasserlebewesen gefährlich sind als auch für die menschliche Gesundheit ein Risiko darstellen, wie die Umweltorganisation am Dienstag mitteilte.

Als bedenklich bezeichnete Greenpeace die Ergebnisse der Analysen von Blüten aus vier Apfelplantagen: Alle Proben enthielten demnach sechs bis neun Pestizide oder deren Abbauprodukte. Das Insektizid Chlorpyrifosmethyl und das Fungizid Iprodion waren laut Mitteilung in «höchsten Konzentrationen» vorhanden.

Hohe Gift-Konzentration

Chlorpyrifos kann Entwicklungs- oder Verhaltensstörungen bei Kindern auslösen, wie Greenpeace schreibt. Es stehe im Verdacht, Krebs sowie neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson zu begünstigen. Zudem sei es für Bienen und andere Bestäuber enorm schädlich. Dies gelte auch die Wirkstoffe Lufenuron und Pirimicarb, die ebenfalls in den Proben gefunden wurden.

Die teils sehr hohen Gift-Konzentration weise darauf hin, dass die Plantagen kurz zuvor gespritzt worden seien. Die Spritzsaison beginnt laut Mitteilung, sobald die Apfelknospen aufbrechen. Bis vor der Ernte würden die Apfelplantagen rund 20 Mal gespritzt.

Angesichts der Testergebnisse fordert Greenpeace einen Wechsel hin zu einer pestizidfreien Landwirtschaft und die Förderung ökologischer Anbaumethoden. Dass eine giftfreie Apfelproduktion möglich sei, zeigten die langjährigen Erfahrungen von Obstbauern sowie mehrere Forschungsprojekte.

«Keine neuen Erkenntnisse»

Dieser Einschätzung widerspricht der Schweizer Obstverband. «Ganz ohne organische und synthetische Pflanzenschutzmittel ist keine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion möglich», teilt der Verband auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mit. Die Früchte würden mehrfach überprüft, sie seien gesund und könnten uneingeschränkt genossen werden.

Zudem setzten die hiesigen Obstproduzenten Pflanzenschutzmittel nur ein soweit nötig und hielten sich an die «weltweit strengsten Anwendungsbestimmungen». Die Studie bringe keine neuen Erkenntnisse. «Greenpeace missbraucht ein Thema, um die Konsumenten zu verunsichern und sich auf deren Kosten zu profilieren», kritisiert der Obstverband.

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