Über 30-Jährige werden im Schnitt nur zweimal pro Jahrzehnt von einer echten Grippe heimgesucht. Dies zeigt eine Analyse der Antikörper bei chinesischen Freiwilligen gegen neun verschiedene Grippestämme, die zwischen 1968 und 2009 zirkulierten.
«Bei Erwachsenen ist die Influenza-Infektion viel seltener als viele Menschen annehmen», erklärte Steven Riley vom Imperial College London, Leiter der im Fachjournal «PLOS Biology» veröffentlichten Studie. Grippeähnliche Erkrankungen können durch viele Viren verursacht werden, etwa Rhino- oder Coronaviren.
Für die «echte» Grippe sind jedoch Influenzaviren verantwortlich. Der Körper produziert gegen Viren Antikörper, die wie ein molekulares Gedächtnis im Blut verbleiben. Die Forscher haben nun in Blutproben von 150 Freiwilligen in Südchina die Antikörper für neun verschiedene Grippestämme aus drei Jahrzehnten untersucht.
Kinder: Alle zwei Jahre Grippe
Dabei zeigte sich, dass Kinder im Schnitt alle zwei Jahre eine Grippe bekommen. Nach dem 30. Lebensjahr jedoch scheint die Erkrankung konstant rund zweimal pro Jahrzehnt zuzuschlagen. In jungen Jahren sei die Grippe wohl häufiger, weil Kinder häufiger engen Kontakt zu anderen Menschen hätten, vermutet Riley.
Die Forscher haben überdies ein mathematisches Modell dazu erstellt, wie sich die Immunität gegen Grippe über das Leben hinweg verändert. Es bestätigt die frühere Beobachtung, dass Stämme, denen Menschen früh im Leben begegnen, eine stärkere Immunreaktion hervorrufen als später eingefangene.
Die Resultate erlaubten Rückschlüsse auf die Entwicklung von Viren und auf die Rolle früherer Grippeinfekte bei der Wirksamkeit von Impfungen, betonen die Forscher. Dank dieser Information liesse sich die Empfindlichkeit der gesamten Bevölkerung und die Ausbreitung neuer saisonaler Grippestämme abschätzen.