Nach rund einem Jahrzehnt juristischen Gerangels hat die britische Regierung den terrorverdächtigen islamistischen Prediger Abu Qatada nach Jordanien überstellt. Der 53-Jährige verliess Grossbritannien an Bord einer Militärmaschine.
Diese hob am frühen Sonntagmorgen vom Stützpunkt Northolt westlich von London ab. Fernsehbilder zeigten Qatada in einem weissen Gewand, als er an Bord ging. Zuvor war er in einem gepanzerten Polizeifahrzeug aus dem Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Südosten Londons zum Flugplatz gebracht worden.
Innenministerin Theresa May bestätigte, dass Qatada das Land verlassen habe. Er sei an sein Herkunftsland Jordanien ausgeliefert worden, um dort wegen Terrorismus zur Rechenschaft gezogen zu werden, erklärte May. Qatada soll eine prominente Rolle im Terrornetzwerk Al-Kaida gespielt haben. Er galt einst als rechte Hand des Terroristenführers Osama bin Laden.
Die Auslieferung war möglich geworden, nachdem sich Grossbritannien und Jordanien auf ein Abkommen geeinigt hatten. Darin wird garantiert, dass durch Folter gewonnene Beweise nicht in einem Gerichtsverfahren benutzt werden dürfen. London strebte seit gut einem Jahrzehnt danach, den in Bethlehem geborenen Abu Qatada auszuliefern.
Mehrfach erfolgreich gegen Auslieferung gewehrt
Die jordanische Justiz will zwei Gerichtsverfahren gegen ihn wegen der Verwicklung in Terroranschläge neu aufrollen. Abu Qatada, der eigentlich Omar Mohammed Othman heisst, wehrte sich jedoch mehrfach erfolgreich gegen die Auslieferung. Die britischen Justizbehörden machten geltend, in den jordanischen Verfahren gegen ihn könnten unter Folter gewonnene Informationen verwendet werden.
Abu Qatada lebte seit 1993 in Grossbritannien, wo er Asyl beantragte. 2002 wurde er erstmals festgenommen, seitdem hat er den Grossteil seiner Zeit in Haft oder unter Hausarrest verbracht.
Erst Mitte Mai entschied ein Gericht erneut, Abu Qatada sei «eine Gefahr für die nationale Sicherheit» und müsse weiterhin in Haft bleiben. In Jordanien war er 1998 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft und Zwangsarbeit verurteilt worden.