Grosse Freude bei Schweizer ExoMars-Forschenden

Forschende der Universität Bern sind mit einer hochentwickelten Kamera bei der europäisch-russischen Mars-Mission dabei. Die erfolgreiche Ankunft der Atmosphärensonde TGO im Orbit des Roten Planeten wurde entsprechend auch in Bern gefeiert.

Das «CaSSIS»-Team der Uni Bern kann sich über die unbeschadete Ankunft ihrer Stereokamera beim Mars freuen. (Archivbild) (Bild: sda)

Forschende der Universität Bern sind mit einer hochentwickelten Kamera bei der europäisch-russischen Mars-Mission dabei. Die erfolgreiche Ankunft der Atmosphärensonde TGO im Orbit des Roten Planeten wurde entsprechend auch in Bern gefeiert.

Als das Signal von TGO in der ESA-Zentrale so klar und deutlich ankam, war das eine grosse Erleichterung, sagte Nicolas Thomas von der Universität Bern im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Mit der Sonde ist auch die von Thomas‘ Team entwickelte Kamera «CaSSIS» wohlbehalten beim Mars angekommen.

«Es besteht immer das Risiko, dass etwas schief geht», so Thomas. Das CaSSIS-Team verfolgte das Geschehen per ESA-Livestream und jubelte laut mit, als das TGO-Signal in der ESA-Zentrale in Darmstadt eintraf. «Wir haben ‚We are the Champions‘ von Queen gespielt», verriet Thomas der sda.

Erste Bilder im November

Bis CaSSIS (Colour and Stereo Surface Imaging System) die Arbeit aufnimmt, wird es allerdings noch etwas dauern. Voraussichtlich in der Woche vom 21. November soll die Kamera aktiviert werden und erste Bilder der Marsoberfläche schiessen.

Man sollte von den ersten Bildern aber besser noch nicht zu viel erwarten. «Es könnte gut sein, dass die Bilder nicht so grossartig werden», so Thomas. Die Umlaufbahn der Sonde sei zu dem Zeitpunkt noch nicht optimal und die Geschwindigkeit gegenüber der Marsoberfläche sehr hoch.

Während der nächsten sechs Jahre soll CaSSIS bei der Suche nach Spuren von Leben helfen. Beispielsweise kann die Stereokamera helfen, Quellen von Methan aufzuspüren und zu bestimmen, ob es sich dabei um Ausdünstungen von organischem Leben oder um ein Produkt vulkanischer Aktivität handelt.

Suche nach flüssigem Wasser

Ausserdem wollen Thomas und sein Team die dynamischen Veränderungen der Oberfläche des Roten Planeten studieren, zum einen während eines Mars-Tages, zum anderen im Laufe der Mars-Jahreszeiten. Besonders interessant dürften dabei regelmässig auftauchende und verschwindende Spuren werden, welche die NASA kürzlich entdeckte und als Anzeichen für flüssiges Wasser wertete. Flüssiges Wasser gilt als Voraussetzung für Leben.

Dass die Landung des Moduls «Schiaparelli» auf der Oberfläche des Planeten nicht optimal verlief, dürfte bei Thomas schlechte Erinnerungen geweckt haben. 2003 war er auch an der Landung der ESA-Sonde «Beagle II» auf dem Mars beteiligt. Das Gerät war bei der damaligen Landung verschollen und erst 12 Jahre später wiederentdeckt worden.

«Wir wussten jahrelang nicht, was schief gelaufen war, weil wir keine Informationen hatten», erinnert sich der Forscher. «Es ist ein riskantes Unterfangen, ein Gerät auf einem anderen Planeten zu landen.» Was die ESA diesmal wirklich richtig gemacht habe: Sie habe sichergestellt, dass sie das Landemanöver über mehrere Kanäle verfolgen und Daten darüber sammeln konnte. «Jetzt können sie analysieren, was schief gelaufen ist.»

Probelauf für 2020

Eben weil die Landung so riskant ist, war Schiaparelli als Probelauf für die Landung eines Rovers auf dem Mars im Jahr 2020 gedacht. «Wir müssen das Risiko reduzieren und das schaffen wir, indem wir testen», so Thomas.

Die ESA werde weiter darauf abzielen, den Zeitplan für die Rover-Mission einzuhalten, schätzt der Berner Forscher. Alleine schon, um Kosten zu sparen. Anfang Dezember soll bei einer Konferenz in Luzern über den Status der Mission und das weitere Vorgehen diskutiert werden. Auch der Rover wird mehrere in der Schweiz entwickelte Kamerasysteme und Messinstrumente tragen.

Nächster Artikel