Ein Föhnsturm hat dieses Jahr all jenen einen Strich durch die Rechnung gemacht, die auf weisse Weihnachten gehofft hatten. Dafür meldete sich der Winter am Stephanstag mit viel Schnee zurück.
Über die Festtage war das Wetter nicht sonderlich feierlich, weiss wurde erst der Stephanstag. Die Schneefallgrenze sank am Donnerstag laut MeteoSchweiz auf 600 bis 900 Meter, stellenweise sogar noch tiefer. In den Bergen wurden teils neue Neuschnee-Rekordwerte erreicht. Vor allem in der Gotthardregion schneite es heftig.
Hier gab es mancherorts innerhalb von 24 Stunden mehr als einen Meter Neuschnee. Gemäss Angaben des Schnee- und Lawinenforschungsinstituts (SLF) wurden in San Bernardino 120 Zentimeter Neuschnee gemessen. Das ist der höchste Wert seit dem Messbeginn vor 61 Jahren. Nass statt weiss wurde es am Donnerstag in der Region Basel und vom Neuenburgersee westwärts.
Rekordmengen Schnee
Die heftigen Schneefälle führten insbesondere in Graubünden, der Zentralschweiz und im Tessin zu Verkehrsbehinderungen, wie der Verkehrsinformationsdienst viasuisse mitteilte. Wegen Schnee, Sturmschäden und Lawinengefahr mussten mehrere Strassen und Bahnverbindungen gesperrt werden.
Sowohl die A13 zwischen dem San Bernardino-Tunnel und Splügen als auch die A2 zwischen Erstfeld und Amsteg in Richtung Tessin wurden vorübergehend geschlossen. Das Engadin war nur noch über den Vereinatunnel erreichbar.
Auch der Schienenverkehr war von den schlechten Wetterverhältnissen betroffen. So blieb etwa die Bahnlinie Chur-St. Moritz der Rhätischen Bahn stellenweise geschlossen, ebenso die Linie Andermatt-Disentis/Muster. Die Simplonstrecke zwischen Brig und Domodossola konnte am Donnerstagmittag wieder geöffnet werden.
Die Fluggesellschaft Swiss war nach Angaben einer Sprecherin am Flughafen Zürich ebenfalls von der Wettersituation betroffen. Das Enteisen der Flugzeugen nehme mehr Zeit in Anspruch, wodurch es zu Verspätungen komme.
Milde Temperaturen, kräftiger Wind
Begonnen hatten die Weihnachtstage wegen eines Föhnsturms mit äusserst milden Temperaturen. Am 24. Dezember wurden vielerorts über 10 Grad gemessen.
In der Nacht auf Weihnachten tobte der Föhnsturm dann mit voller Wucht über die Schweiz. Das Churer Rheintal erlebte mit Temperaturen nicht unter 12,4 Grad die wärmste Dezembernacht seit Messbeginn. Gleichzeitig blies der Sturm mit 110 Kilometern pro Stunde (km/h) durch Chur. Am Gütsch ob Andermatt wurden gar Windgeschwindigkeiten von 208 km/h gemessen.
An verschiedenen Orten führte der Sturm zu Sachschäden an Fahrzeugen und Gebäuden. Zudem wurden durch umgestürzte Bäume Strassen blockiert. Verletzte wurden keine gemeldet. Im Kanton Uri wurden am Heiligabend mehrere Stromleitungen unterbrochen. Erst am Mittwochmittag waren alle Gemeinden wieder mit Strom versorgt.
Dauerregen und Hochwassergefahr im Tessin
Ohne grosse Temperaturschwankungen, dafür mit Dauerregen, gingen die Weihnachtstage im Tessin über die Bühne. Laut MeteoSchweiz wurden fast im ganzen Tessin Rekordwerte gemessen. Zum Teil fielen über die Festtage bis zu 200 Millimeter Regen. Die Pegel von Flüssen und Seen stiegen stark an, besonders der Lago di Lugano erreichte einen kritischen Wasserstand.
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) erhöhte die Gefahrenstufe am Donnerstagmittag auf die Stufe 3 (erheblich). Das heisst, dass einige Uferwege unter Wasser stehen. Mit einer weiteren Zuspitzung rechnete man beim BAFU aber nicht. Die Pegelhöchststände werden am Freitagmittag erwartet.
Nach Sturm, Regen und Schnee prognostizieren die Meteorologen für Freitag für die ganze Schweiz Sonnenschein. Zusammen mit dem Neuschnee vom Stephanstag ergibt dies ideale Verhältnisse für einen Skitag. Diesen verbringt man aber besser auf als neben der Piste. Das SLF warnt, im gesamten Alpengebiet sei die Lawinengefahr erheblich bis gross.
Sieben Tote in Frankreich und Grossbritannien
Weniger glimpflich als in der Schweiz sind die Folgen des extremen Weihnachtswetters in anderen europäischen Ländern. Das Orkantief «Dirk» über der Nordsee führte vor allem in Grossbritannien und Frankreich zu starken Stürmen. In beiden Ländern starben sieben Menschen. In europaweit Hunderttausenden Haushalten fiel der Strom aus. Der Reiseverkehr auf Strassen, Schienen und in der Luft war erheblich gestört.