Der geplante Hochhaus-Neubau des Basler Universitätsspitals ist einen Schritt weiter. Der Grosse Rat hat am Mittwoch den erforderlichen Bebauungsplan klar gutgeheissen. Gesundheitspolitische Argumente wurden im Rat höher gewichtet als der Schutz der historischen Stadtsilhouette.
Das Neubauprojekt mit einem 60-Meter-Turm soll das unsanierbar veraltete Klinikum 2 von 1974 am Petersgraben ablösen – und dieses um rund 20 Meter überragen. Das Projekt der Zürcher Architekten giuliani.hönger hatte den Wettbewerb auch darum gewonnen, weil der Turm bei voll laufendem Spitalbetrieb im Garten gebaut werden kann.
Alle Fraktionen votierten mit funktionalen Argumenten für die Vorlage, die eine Investitionssumme zwischen 550 und 900 Millionen Franken aufweist. Einzelne Unzufriedene gab es links und rechts, wobei nur aus den Reihen von SP und Grünem Bündnis dagegen votiert wurde. Im rechten Lager blieb es bei ein paar Enthaltungen.
Überdeutliche Zustimmung
Ein grüner Rückweisungsantrag scheiterte mit 8 gegen 76 Stimmen. Am Ende wurde der Bebauungsplan mit 75 gegen 7 Stimmen bei 5 Enthaltungen gutgeheissen.
Der Spitalturm bringe Verdichtung und Weiterentwicklung am zentralen und gut erreichbaren bisherigen Standort, lobten Befürworter mit Verweis auf Synergien und Nähe zur Universität. Dieser «Cluster» von Spital und benachbarten Life Science-Hochschul-Bauten sei eine «enorme Chance», sagte Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger.
Engelberger und Baudirektor Hans-Peter Wessels hielten zudem klar fest, dass eine angedachte engere Zusammenarbeit mit Baselland nur mit dem heutigen Standort des Unispitals möglich sei. Linke wie rechte Parteien erinnerten an präjudizierende Volksentscheide etwa zum Universitäts-Kinderspital beider Basel oder zur Sanierung des Klinikums 1. Eine Dezentralisierung würde Synergien und Abschreibungen kosten.
Einzelne Kritiker wünschten erfolglos, die regionale Kooperation sei aus taktischen Gründen besser vor dem Neubau-Entscheid zu klären. Einziges Argument gegen den Spitalturm war der Denkmalschutz. Schon der heutige Betonklotz überragt die historische Häuserzeile am Rheinufer; die Chance zur Bereinigung dürfe man nun nicht verpassen, hiess es.
Denkmalschutz weniger wichtig
Ein Sozialdemokrat verwies zudem auf das Hochhauskonzept der Regierung, gemäss dem innerhalb der Stadtmauern von 1400 keine Hochhäuser zulässig seien – das Unispital-Areal liegt indes weit hinter dem St. Johanns-Tor. Überdies habe die Baukommission 2012 ein Hochhaus auf dem Life Science-Campus nebenan nur zähneknirschend geschluckt und ein Präjudiz für den Spital-Neubau explizit verneint.
Befürworter konterten, die Vorlage bringe für einzelne Baudenkmäler wie die Predigerkirche und den Markgräflerhof Verbesserungen. Der Spitalturm wurde zumeist nicht als ästhetischer Gewinn bejubelt, aber diesen Preis seien die betrieblichen Vorteile wert. Den Patienten im Spital sei dessen Architektur egal, solange alles gut funktioniert, sagte die SVP.
Der Baubeginn ist für 2017 vorgesehen, die Inbetriebnahme zehn Jahre später. Engelberger warnte vor eine Schwächung des Unispitals im Schweizer Wettbewerb durch eine Rückweisung. Laut Wessels käme eh ein sehr ähnliches Projekt heraus, wolle man weder in die Höhe bauen noch den Garten opfern – letzteres wurde indes gar nicht diskutiert.
Bereits Widerstand angekündigt hatten der Heimatschutz Basel und die Freiwillige Denkmalpflege. Die SP rechnet mit dem Zustandekommen des Referendums; würde auch noch der Rechtsweg bis vor Bundesgericht begangen, wäre vielleicht erst in zwölf Jahren der Weg frei, sagte ihr Sprecher.