Niemand weiss, wie viele Rätoromaninnen und Rätoromanen in der Schweiz leben. Das soll sich ändern. Mitglieder der kleinsten Sprachgruppe sind aufgerufen, sich zu registrieren.
Leben in der Schweiz 30’000 Rätoromaninnen und Rätoromanen oder 60’000? Vielleicht sogar 100’000? Tatsächlich weiss das niemand so genau. Beantwortet haben will diese Fragen jetzt die Lia Rumantscha in Chur, die Dachorganisation der rätoromanischen Sprachorganisationen. Sie hat die Mitglieder der kleinsten Sprachgruppe zur Registrierung aufgerufen.
Denn die letzte Volkszählung mit einer Art Vollerhebung der Rätoromanen datiert vom Jahr 2000. Damals gaben knapp 34’000 Personen Rätoromanisch als Hauptsprache an.
Doch die Erhebung vor 15 Jahren mittels zweier Fragen war unter den Romanen nicht unumstritten. Kommt dazu, dass mehrere Zahlen über die Population der Rätoromanen im Umlauf sind. Den meisten Angaben gemeinsam ist, dass sie nicht mehr aktuell sind.
Die 15 mit viel Symbolik
Begonnen mit der Registrierung nach einem entsprechenden Aufruf wurde am letzten Samstag (am 15.5.2015 um 15.15 Uhr) in der Casa Rumantscha in Chur, dem Sitz der Lia Rumantscha. Romaninnen und Romanen konnten sich in das Buch der Rätoromanen eintragen.
Über 800 Personen hätten sich inzwischen eingetragen, sagte David Flepp, Initiant und Kordinator der Aktion, am Dienstag auf Anfrage der sda. Wer den Starttermin verpasste, muss sich nicht beeilen. Im Internet registrieren kann man sich noch über vier Jahre. Schluss ist am 15. Mai 2019. Dann wird die Lia Rumantsch 100-jährig.
Es ist kein Zufall, dass die Zahl 15 so oft vorkommt. Das Jahr 15 vor Christus gilt als symbolischer Ursprung der Sprache. Damals drangen römische Truppen auf das Gebiet des heutigen Graubündens vor und brachten das Lateinische mit.
Der Kern ist seriös
Initiant David Flepp ist klar, dass die Aktion mit der freiwilligen Eigenregistrierung keine wissenschaftlich genaue Erhebung ist. «Eine Aktion mit Augenzwinkern» sei es im gewissen Sinne auch, sagt er. Um aber gleich zu betonen: «Der Kern der Botschaft ist seriös.» Die Leute müssten sich überlegen, wer überhaupt Rätoromane oder Rätoromanin sei.
Absolut positiv sei das Echo auf die Aktion zum Auftakt gewesen, unterstrich Flepp. Gewünscht worden sei, das Buch der Rätoromanen auch in den Regionen aufzulegen.