Zum ersten Mal überhaupt hat in diesem Jahr ein Grünlaubsänger in der Schweiz gebrütet. Für den Rotkopfwürger oder den Grossen Brachvogel schwindet hingegen die Hoffnung, dass sie sich als Brutvögel in der Schweiz halten können.
Am 20. Juni wurde in den Waadtländer Voralpen ein singendes Männchen des Grünlaubsängers entdeckt. Rund drei Wochen später erblickte ein Ornithologe dann zwei Altvögel mit sechs Jungen. Dies sei der Beweis, dass der Grünlaubsänger erstmals in der Schweiz gebrütet habe, teilte die Schweizerische Vogelwarte Sempach am Donnerstag mit. Der insbesondere in Russland und Zentralasien beheimatet Vogel ist ein naher Verwandter des Zilpzalps.
Bereits zum wiederholten Male gelang damit seit Beginn der Arbeiten für den neuen Brutvogelatlas 2013-2016 der Nachweis einer neuen Brutvogelart, heisst es weiter. Wie im Fall des Grünlaubsängers stehe ein solches Ereignis meist im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Art.
Doch so gross die Freude über solche Zuzügler und steigende Artenzahlen auch sind, zeigen sie doch nur eine Seite der Medaille, betont die Vogelwarte. Die noch laufenden Arbeiten am aktuellen Brutvogelatlas machten bereits deutlich, dass mehrere ehemals weit verbreitete Brutvögel aus der Schweiz verschwunden sind.
Denn mit den grossen Hochstamm-Obstgärten verschwanden auch die Rotkopfwürger. Und der auf grosse ungestörte Feuchtgebiete angewiesene Grosse Brachvogel könne auch nur noch bestaunt werden, wenn er die Schweiz auf dem Zug durchquere oder hier überwintere, heisst es weiter. Beide Arten konnten seit dem Beginn der Arbeiten am aktuellen Brutvogelatlas nicht mehr als Brutvögel nachgewiesen werden.
Das Verschwinden von Vogelarten widerspiegle den schleichenden Rückgang der Biodiversität in der Schweiz, wird Peter Knaus von der Vogelwarte zitiert. Daran ändere auch ein neuer Brutvogel nichts.