Der frühere FDP-Vorsitzende und Bundesaussenminister Guido Westerwelle ist tot. Der 54-Jährige verstarb am Freitag an den Folgen seiner Leukämie-Erkrankung, wie die von ihm gegründete Westerwelle Foundation mitteilte.
Westerwelle war von 2001 bis 2011 FDP-Chef und von 2009 bis 2013 Bundesaussenminister.
Westerwelle war im Juni 2014 wegen akuter Leukämie in stationäre Behandlung gekommen. Ein Jahr nach der Diagnose hatte er sich zuversichtlich über eine Genesung gezeigt. Im November 2015 hatte er in Fernsehauftritten über seine Krankheit gesprochen und sein Buch «Zwischen zwei Leben» vorgestellt. Seit Ende November befand sich Westerwelle jedoch wieder im Spital.
«Mir fehlen die Worte», schrieb FDP-Chef Christian Lindner auf Twitter. «Guido hat so gekämpft. Die Trauer ist gross.» Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) nannte Westerwelle einen «grossartigen Kämpfer für die liberale Sache und ein engagierten Parlamentarier». «Er hat unserer Demokratie gedient», erklärte Kauder. Grünen-Chefin Simone Peter twitterte: «Viel zu jung aus dem Leben gerissen. Wir trauern um Guido Westerwelle.»
Einer der bekanntesten deutschen Politiker
Westerwelle gehörte zu den bekanntesten deutschen Politikern der vergangenen Jahre. Der am 27. Dezember 1961 in Bad Honnef bei Bonn geborene Anwaltssohn war Anfang der 80er Jahre Mitbegründer der Jungen Liberalen, wurde mit nur 32 Jahren FDP-Generalsekretär, 2001 mit 39 Jahren der bis dahin jüngste Parteichef.
Im Bundestagswahlkampf 2002 reiste der gelernte Jurist mit einem knallgelben «Guidomobil» durch die Lande. Sogar in der damals viel diskutierten TV-Reality-Show «Big Brother» trat er auf. Dass etablierte Kreise ihn zum Spasspolitiker stempelten, scherte Westerwelle damals nicht. Der FDP-Vorsitzende hatte das Ziel, für die FDP 18 Prozent der Wählerstimmen zu erreichen, was er allerdings verpasste.
«Ich habe seinen Ehrgeiz, die FDP zu einer 18-Prozent-Partei zu machen, bewundert und zugleich für überzogen gehalten», erinnerte sich Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch am Freitag. «Umso mehr war ich beeindruckt, dass er dieses Ziel immerhin fast erreichte.» Bartsch fügte hinzu: «Er wird mir fehlen.»
Später bemühte sich Westerwelle darum, das Image des Spasspolitikers wieder loszuwerden. Das galt ganz besonders ab 2009, nachdem er die FDP zu einem Wahlergebnis von 14,6 Prozent führte und im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Bundesaussenminister wurde.
Doch die FDP zerrieb sich in der Koalition mit der Union. Zwei Jahre nach Eintritt in die Regierung gab Westerwelle 2011 unter innerparteilichem Druck nach zehn Jahren den FDP-Vorsitz an Philipp Rösler ab. Bei den Bundestagswahlen 2013 verpasste die FDP den Wiedereinzug in den Bundestag und Westerwelle musste seinen Posten als Aussenminister räumen.
Gesundheitlicher Leidensweg
Mit der schwersten Krise der Partei begann auch Westerwelles gesundheitlicher Leidensweg. Im Juni 2014 gab die Westerwelle Foundation die schwere Erkrankung ihres Gründers bekannt.
Westerwelle machte aus seiner Homosexualität kein Geheimnis. Er lebte seit 2010 mit Michael Mronz in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft.