Wer verletzt ist, muss nicht unbedingt untätig sein. Schwinger nutzen unfreiwillige Pausen bisweilen für alternatives Training. Ein gutes Beispiel liefert Christian Stucki.
Mit anderthalb Monaten Verspätung startete der böse Seeländer Christian Stucki am Sonntag am Südwestschweizer Fest in Aigle in die Kranzfest-Saison, die bis zum Fest der Wahrheit, dem Eidgenössischen Ende August in Estavayer-le-Lac, dauern wird.
Im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Stand dominierte Stucki die starke Konkurrenz im Waadtland, obwohl er seit dem 23. August letzten Jahres kein Kranzfest mehr bestritten hatte. Er präsentierte mit einem gewonnenen Gang gegen den Eidgenossen Bruno Gisler und dem Gestellten gegen den letzten Unspunnen-Sieger Daniel Bösch ein gutes Notenblatt. Seine fünf Siege, auch jener im Schlussgang gegen den stark aufkommenden Freiburger Steven Moser, kamen alle mit platten Würfen zustande.
«Ich hatte nicht unbedingt damit gerechnet, dass ich hier gerade auf Anhieb gewinnen könnte», sagte Stucki am Tag nach seinem 33. Triumph an einem Kranzfest. Zugleich weiss er jedoch, dass er die Zwangspause, verursacht durch eine Schambeinentzündung, sehr gut hat nutzen können. Nicht mit Schwingtraining zwar, dafür mit dem für einen Schwinger sehr nützlichen Krafttraining. «Ich konnte praktisch das ganze Pensum an Krafttraining absolvieren, das wir vorgesehen hatten.»
Die Entzündung ist noch nicht vollständig abgeklungen. In Aigle spürte Stucki während den Gängen weiterhin leichte Schmerzen, allerdings nicht solche, die ihn in den Aktionen beeinträchtigt hätten. «Zwischendurch spürte ich ein Zwicken, aber es war nicht schlimm», sagte der 198 cm grosse Hüne. Er betrachtet die Verletzung weitgehend als überwunden. Sie hatte ihm viel länger zu schaffen gemacht, als er ursprünglich vermutet hatte.
Um das technische Rüstzeug zu überarbeiten, wird Christian Stucki in den kommenden Wochen ausreichend Gelegenheit haben. Bis Ende Juli hat er sechs Feste im Programm, darunter die Bergkranzfeste Schwarzsee, Rigi und Brünig sowie als sein einziges noch ausstehendes Teilverbandsfest, das Berner Kantonale in Meiringen.
Nach dem Brünig-Schwinget Ende Juli wird Stucki volle vier Wochen ohne Kranzfest-Einsatz zeit haben, um sich den letzten Schliff für das Eidgenössische zu geben. «Ein bisschen will ich aber auch in dieser Zeit noch schwingen», sagt er. Hierfür hat er Klubschwinget ausgesucht, an denen der sich geschmeidig halten will.