Mehr als acht Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs liegt das Gutachten der Staatsanwaltschaft zur Unglücksursache vor. Demnach führte wie vermutet ein Fehler beim U-Bahn-Bau zum Einsturz, genauer: eine Fehlstelle in einer unterirdischen Schlitzwand.
In den nächsten Wochen werde die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie auf der Grundlage dieser Erkenntnisse Anklage erhebe oder das Verfahren einstelle, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Donnerstag in Köln. Zuvor hatte der «Kölner Stadt-Anzeiger» online darüber berichtet.
Die Zeit drängt, denn wie Bremer bestätigte, müsste bis zum zehnten Jahrestag des Unglücks am 3. März 2019 das Urteil gesprochen sein, sonst ist die Sache verjährt.
Zwei Tote und grosser Sachschaden
Das grösste deutsche Kommunalarchiv war am 3. März 2009 eingestürzt. Zwei Anwohner starben, der Schaden belief sich auf mehr als eine Milliarde Euro. Schon früh vermutete die Stadt Köln als Ursache einen «Ausführungsfehler» der Firmen, die unter dem Archivgebäude die neue Nord-Süd-Verbindung der U-Bahn bauten. Die Klärung kam aber nur quälend langsam voran.
Zunächst hatte die Bergung der verschütteten Archivdokumente Vorrang. Erst als alles aus der Schuttgrube herausgeholt worden war, begann am Unglücksort die Ursachensuche. Dafür musste in der Grube zunächst mit Millionenaufwand ein «Beweissicherungsbauwerk» – eine Art Schacht – errichtet werden. Diese Konstruktion sollte verhindern, dass es zu Erdverschiebungen kam und dadurch Beweise vernichtet wurden.
Die Staatsanwaltschaft nahm an, dass eine der unterirdischen Wände ein Loch hatte. Dadurch könnte mit der Zeit so viel Wasser, Sand und Kies abgeflossen sein, dass das Archiv unterspült wurde und einstürzte. Um das zu beweisen, mussten Spezialtaucher die unter dem Grundwasserspiegel gelegene Wand mit dem vermuteten Loch untersuchen – Zentimeter für Zentimeter.
Um der eigentlich schon nach fünf Jahren einsetzenden Verjährung vorzubeugen, hat die Staatsanwaltschaft zur Sicherheit gut 100 Beschuldigte benannt – alles Menschen, die in irgendeiner Weise mit dem U-Bahn-Bau zu tun hatten. Hohe Chefs wie der ehemalige Technik-Vorstand der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sind allerdings nicht mit dabei.