30’000 Musikfans haben das Sittertobel in St. Gallen während vier Tagen zum musikalischen Hexenkessel gemacht. Dass Petrus am Sonntag die Schleusen öffnete, trübte die gute Stimmung keineswegs. Die Organisatoren des 38. Openairs zogen eine positive erste Bilanz.
Nach einem wettermässig idealen Start am Donnerstag, Freitag und Samstag prägten am Sonntag Schlamm, Gummistiefel und Regenpelerinen das Festivalbild. Die mehrheitlich jugendlichen Festivalbesucher liessen sich ihren Spass aber nicht verderben. Auch im strömenden Regen überwog gute Laune in der bunten und lauten Zeltstadt.
Die Veranstalter freuten sich über ein vielfältiges Musikprogramm mit «vielen perfekten Bands», wie sie mitteilten. Das neue Eingangskonzept mit Haupteingang im Westen bei Abtwil kam bei den Festivalbesuchern gut an. Auch das Cashless-Bezahlsystem mit aufladbaren Festivalbändeln habe gut funktioniert.
Grosse Zwischenfälle gab es keine, die Sanität hatte vor allem Bagatellfälle zu behandeln. Die Stadtpolizei St. Gallen teilte am Sonntag in einem Communiqué mit, am Vormittag sei ein alkoholisierter Mann auf ein Zeltdach geklettert und dabei ausgerutscht.
Obwohl der 27-Jährige über vier Meter in die Tiefe stürzte, gab die Polizei Entwarnung: Der Mann sei mit «unbestimmten, aber eher leichten Verletzungen» ins Spital gebracht worden.
20’000 Earlybirds
1500 Personen hatten schon am Mittwoch in einem speziellen Warteraum gezeltet. Am Donnerstag bildete sich vor den Toren des Festivals eine immer längere Menschenschlange. Mit Rucksäcken, Handwagen, Klappstühlen, Sonnenschirmen und Getränken standen und hockten die Besucher auf dem Zufahrtssträsschen in der Sonne.
20’000 «Earlybirds» wurden am Donnerstag aufs Gelände gelassen. Ab Freitag waren es 30’000, welche die Konzerte auf den beiden Bühnen genossen – noch nie war das St. Galler Openair so schnell ausverkauft wie 2014.
The Black Keys und London Grammar
Zu den Headlinern gehörte das amerikanische Garage-Rock-Duo The Black Keys. Ihr Auftritt am Freitag war etwas wortkarg – umso mehr liessen sie ihre Gitarren sprechen. Ein Highlight war laut den Veranstaltern auch der Auftritt der jungen Band London Grammar mit ihren sphärischen Songs und starker Bühnenpräsenz.
Weitere Namen waren Imagine Dragons, Seeed, Flogging Molly, Sportfreunde Stiller, London Grammar, Milky Chance, Casper, Egotronic, Yokko, The Animen, Thees Uhlmann, The Notwist, Moderat und Prinz Pi. Das Programm dauerte noch bis Sonntagabend.
Erstmals mit Zelt-Depot
Weil die Abfallberge auf dem Openair-Gelände von Jahr zu Jahr grösser wurden, mussten die Besucher diesmal neu für ihr Zelt ein Depot von 20 Franken bezahlen. Als Pfand erhalten sie eine Plakette. Nur wer sein Zelt am Schluss beim Ausgang vorzeigte, erhielt das Depot zurück.
Viele Openair-Besucher liessen ihre Zelte allerdings einfach ausserhalb des Festivalgeländes liegen. Ob sich das Zeltdepot bewährt, konnten die Organisatoren noch nicht sagen. Eine Bilanz sei erst später möglich – nach dem grossen Aufräumen im Sittertobel.