Die Häftlinge des auf die Resozialisierung spezialisierten Zentrums «La Pâquerette» in Genf gingen auf begleiteten Freigängen offenbar zu Prostituierten. Der Präsident des Polizeiverbands, Christian Antonietti, bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht von «20 minutes».
Das sei nicht grundsätzlich tabu gewesen, man habe regelmässig darüber diskutiert, sagte Antonietti am Freitag in der Mittagstagesschau des Westschweizer Fernsehens (RTS). Nähere Angaben zu diesen Freigängen sind nicht bekannt.
Das Zentrum «La Pâquerette» wurde nach dem Mord an einer Sozialtherapeutin während eines begleiteten Freigangs im Herbst in Frage gestellt. Nach dem Tötungsdelikt wurde die Leitung des Zentrums vom Gesundheits- an das Sicherheitsdepartement übertragen.
Zudem waren nach dem Tötungsdelikt sämtliche Freigänge gestrichen worden. Anfang 2014 wurde das Zentrum geschlossen. Im frei gewordenen Stockwerk im Genfer Gefängnis Champ-Dollon werden Häftlinge im Rahmen des ordentlichen Strafvollzugs untergebracht.
Kanton verweist auf externe Untersuchung
Der Mediensprecher des Sicherheitsdepartements gab keinen Kommentar zum Bericht von «20 minutes» ab. Er verwies auf den zweiten Bericht des externen Experten Bernard Ziegler, der am kommenden Mittwoch im Anschluss an die Regierungssitzung veröffentlicht werden soll.
Die Direktion von «La Pâquerette» war früher den Genfer Universitätsspitälern (HUG) unterstellt. Deren Mediensprecherin machte am Freitag ebenfalls keine Angaben zum Bericht. Sie verwies auf eine laufende Administrativuntersuchung zu den Vorgängen im Zentrum «La Pâquerette». Deren Resultate werden im April erwartet.