Hässlich + unpraktisch = Crocs mit Fell

Wieso kauft man fellgefütterte Vollplastikschuhe, wenn man darin nasse Füsse bekommt? Eine Suche auf den Spuren der Mammut-Crocs.

Ein Crocs, Modell Mammut. Für die ästhetisch Abgehärteten unter uns.

Wieso kauft man fellgefütterte Vollplastikschuhe, wenn man darin nasse Füsse bekommt? Eine Suche auf den Spuren der Mammut-Crocs.

Nichts gegen Fell an den Füssen! Lammfellfinken zum Beispiel sind im Winter etwas unglaublich Wunderbares – selbst wenn man darin aussieht wie eine Ente mit Fellfüssen. Doch kuschelig warm sind sie, sogar barfuss kann man reinschlüpfen und die Zehen im weichen Fell vergraben.

Doch Lammfellfinken sind – eben – Finken. Das heisst, man trägt sie drinnen, und nicht auf der Strasse.

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Nun soll es ja Menschen geben, die schwören auf Plastik. In Form von Crocs.

Diese wurden im Jahr 2002 zwar nicht als Finken, sondern als Wassersportschuhe konzipiert, doch viele tragen sie seither als Hausschuhe. Oder als Gartenschuhe. Oder als Arbeitsschuhe, zum Beispiel Krankenhauspersonal, das geht ja grade noch. Dann hat man auch Socken an und somit kein Problem mit den oft kolportierten gesundheitsschädlichen Seiten, welche die Vollkunststofflatschen haben sollen. Von Sehnenschäden wegen falschem Abrollen bis hin zu krebsfördernden Stoffen hat man so einiges lesen können über die Jahre.

Autsch aufs Auge

(Zu) viele aber tragen die knallbunten Dinger auch auf der Strasse. Und das wird spätestens ab Grösse 30 ästhetisch schwierig, was wiederum bereits unzählige Male in den Medien breitgetreten wurde (zum Beispiel hier oder hier oder hier). Nun gebe ich zu: Crocs sind für Kinderfüsse ja durchaus auch praktisch, denn man kann damit baden gehen. Das schadet den Schuhen nicht und auch nicht den Füssen, wenn sie nass werden.

Seit ein paar Jahren gibt’s nun aber Crocs mit Felleinlage – Kaufname wahlweise «Fuzz» (kurzgeschoren, zu deutsch Flaum) oder «Mammoth» (kuschelig langhaarig, zu deutsch Mammut). Für all jene, die auch in der kühlen Jahreszeit nicht auf die Quadratlatschen verzichten mögen.

Da sind die Crocs-Fans nämlich wie die Ugg-Boot-Fans: Auch jene (tatsächlich einst als Finken konzipierten) Stiefel sah man (It-Girls sei dank!) plötzlich auf allen Strassen, in Billigkopien in allen Läden – und inzwischen hat die Firma soviel Geld gescheffelt, dass man ganze Schuhkollektionen fabriziert, immer natürlich mit Lammfelleinlage.

Argh! Auch hier schreit die Ästhetikpolizei...

Argh! Auch bei Uggs (umgangssprachlich «Ugly Boots» genannt) schreit die Ästhetikpolizei…

Crocs aber verlieren mit ihrem Fell gleich die einzige Daseinsberechtigung: Ein Schuh, der konzipiert wurde, um nass zu werden, darf nun genau dies nicht mehr. «Wie doof ist das denn?», fragt man sich unweigerlich. Und antwortet gleich selbst: «Unglaublich doof.»

Trotzdem: Der echte Crocs-Fan lässt sich natürlich nicht unterkriegen und trägt seine Crocs auch im Schnee. Das Fell lässt sich rausnehmen und reinigen, zum Beispiel so. Und nasse Füsse? Hey, seien wir ehrlich: Wer Crocs trägt, muss grundsätzlich ein harter Hund sein.

PS: Wer unbedingt wasserfeste Sandalen haben muss, dem empfehle ich die Saltwater Sandals. Hundertpro wasserfest, aber aus Leder und garantiert fellfrei. Gibt’s inzwischen an einigen Standorten in der Schweiz, zum Beispiel bei Picaro an der Elisabethenstrasse in Basel oder online bei zirkuss.com.

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