Im Zürcher Hallenbad Altstetten ist ein «Flüchtlings-Bademeister» im Einsatz. Er kümmert sich um die Asylsuchende aus dem nahe gelegenen Bundeszentrum. Besonders am Wochenende besuchen viele von ihnen das Bad – können aber kaum oder gar nicht schwimmen.
«Die Zahl der Wasserrettungen an den Wochenenden hat dramatisch zugenommen», sagte Sven Hirt, Geschäftsführer des Hallenbades Altstetten, am Freitag im Regionaljournal Zürich/Schaffhausen von Schweizer Radio SRF. «Teilweise mussten an einem Wochenende so viele Leute gerettet werden, wie sonst in einem ganzen Jahr.»
Das Hallenbad Altstetten liegt im gleichen Zürcher Quartier wie das Asyl-Testzentrum Juch des Bundes. Es ist besonders am Wochenende ein beliebter Ausflugsort für die Flüchtlinge. Oft kommen sie in grossen Gruppen. Da viele der Leute aber kaum schwimmen könnten, hätte es bis zu sieben Rettungen pro Tag gegeben, sagte Hirt.
Der Geschäftsführer des Zürcher Hallenbades nahm deshalb Kontakt mit den Betreibern des Asylzentrums, der Asylorganisation Zürich (AOZ), auf. Gemeinsam suchte man nach einer Lösung – und fand sie in einem Bademeister speziell für die Asylsuchenden.
Übersetzer und Vermittler
Ein Bewohner, der Arabisch und Englisch spricht, wurde zum Bademeister ausgebildet. Er fängt die Flüchtlinge an den Wochenenden jeweils bereits an der Kasse ab. «Der Mann triagiert und fragt die Leute, ob und wie sie schwimmen können», erklärt Hirt.
So werde sichergestellt, dass keiner, der nicht schwimmen kann, ins tiefe Wasser steige. Die Idee zahlte sich bereits aus. Der Flüchtlings-Bademeister ist seit Anfang Jahr im Einsatz und die Zahl der Wasserrettungen ging seither gemäss Hirt wieder auf Null zurück. «Damit haben wir unser Ziel erreicht.»
Bei der AOZ ist man über die Zusammenarbeit erfreut. «Das ist eine richtig gute Sache», sagte AOZ-Sprecher Thomas Schmutz am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Wenn der aktuelle Bademeister für die Asylsuchenden das Bundeszentrum dereinst verlässt, will die Asylorganisation einen Nachfolger für ihn suchen.
Merkblätter übersetzt
Bis jetzt nicht mit der Problematik konfrontiert wurde man im Hallenbad Oerlikon in Zürich, wo seit Anfang Jahr ebenfalls ein Asylzentrum in unmittelbarer Nähe betrieben wird. «Wir haben nichts dergleichen festgestellt», sagte Thomas Kralemann vom Stadtzürcher Sportamt gegenüber der sda.
Asylsuchende, die nicht schwimmen können, sind auch im Sommer immer wieder ein Thema. Denn bei einem grossen Anteil der in Schweizer Gewässern ertrunkenen Menschen handelt es sich um Ausländer. Die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) hatte deshalb ihre Merkblätter mit den Baderegeln im vergangenen Jahr in mehrere Sprachen übersetzt.