Der frühere Radprofi Tyler Hamilton hat seinen einstigen Teamkollegen Lance Armstrong in einem Buch mit prekären Details erneut schwer belastet und dem Radsport ein verheerendes Zeugnis ausgestellt.
In «The Secret Race» gibt Tyler Hamilton, der selbst wegen Dopings verurteilt wurde und seinen Olympiasieg von 2004 verloren hat, Einblicke in systematische Dopingpraktiken im Radrennsport und lässt auch den Weltverband UCI in keinem guten Licht erscheinen. Das geht aus einem Bericht der New York Daily News hervor, die das Werk im Vorfeld erworben hatte.
«In der Welt von Lance ist Doping ein natürlicher Teil des Lebens. Wie Sauerstoff oder die Schwerkraft», schreibt Hamilton in dem Buch, das am 5. September erscheint. In der gemeinsamen Zeit beim Team US Postal von 1999 bis 2001 hätten sich Armstrong und der damalige Teamdirektor Johan Bruyneel mit Ärzten zusammengesetzt und systematisches Blutdoping forciert.
Blutbeutel über den Betten der Fahrer
So hätten etwa nach der 11. Etappe der Tour de France 2000 im Teamhotel Blutbeutel über den Betten der Fahrer gehangen, bereit für eine Injektion. Hamilton habe eine Gänsehaut bekommen, während das noch kühle Blut zurück in seinen Körper gelangte. «Ich war soweit, dass ich meinen Hämatokritwert an der Farbe meines Blutes ablesen konnte», schreibt der heute 41-Jährige bezugnehmend auf den Anteil roter Blutkörperchen.
Doch nicht nur beim Team US Postal sei dies eine gängige Praxis gewesen. Der gesamte Radsport sei zu Zeiten von Armstrong ein Sport gewesen, in dem Doping zwingend notwendig gewesen sei, um auf dem höchsten Level konkurrenzfähig zu bleiben. So habe ihm auch Bjarne Riis, Chef beim damaligen Team CSC, für das Hamilton ab dem Jahr 2002 fuhr, einen Besuch beim mutmasslichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes angeordnet.
Der Weltverband UCI war nach Angaben Hamiltons ein entscheidener Teil des Problems. Während der Tour de Suisse 2001 habe ihm Armstrong verraten, dass er positiv auf EPO getestet worden sei, sich aber aufgrund seiner Freundschaft zu den Führungspersönlichkeiten der UCI keine Sorgen mache.