Eine der einflussreichsten Videospielkonsolen aller Zeiten feiert Geburtstag. Aus diesem Anlass ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher auf eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen.
HAPPY BIRTHDAY, GAME BOY!
Vor ziemlich genau 25 Jahren mischte Nintendo die Spielewelt auf. Der Legende nach beobachtete der japanische Ingenieur Gunpei Yokoi in einem Zug einen Geschäftsmann, der mit seinem Taschenrechner spielte. Das kann man verbessern dachte er sich und entwickelte ein tragbares Computerspiel. Die „Game & Watch“ Handhelds wurden 1980 geboren. Und sie überzeugten die Welt: Ganze 40 Millionen Einheiten wurden davon verkauft. Nur Yokoi war noch nicht überzeugt. „Game & Watch“ Geräte waren unterhaltend, doch es waren eben nur einzelne Spiele.
Natürlich wurde auch damals schon fleissig Fernsehwerbung betrieben- so kam das dann daher:
1987 tat sich Yokoi mit seinem früheren Partner Satoru Okada zusammen. Gemeinsam sollten sie den mobilen Spielemarkt revolutionieren. Viele Hersteller hatten bereits versucht, ein mobiles Spielgerät mit austauschbaren Games zu lancieren, allesamt waren sie gescheitert. Für Nintendo war klar, dass der Erfolg in der Qualität der Spiele liegen würde. Entsprechend sollte „Super Mario Land“ der grosse Starttitel werden. Doch dann wurde der Holländer Henk Rogers bei Nintendo vorstellig. Er hatte 1988 die Rechte an einem russischen Puzzlespiel erworben. Rogers überzeugte die Geschäftsleitung, dass sein Spiel Tetris, das Potential hätte, sämtliche kulturellen und demographischen Grenzen zu sprengen. Kaum jemand ahnte damals, wie recht er haben sollte…
Und so schaut das aus, wenn jemand wirklich gut Tetris auf dem Game Boy spielt:
Am 21. April 1989 erschien der Game Boy in Japan. Innert zwei Wochen wurden 300’000 Einheiten verkauft. Beim Release in den USA verkauften sich 40’000 Stück an einem einzigen Tag. Das kleine Gerät, dessen technische Fähigkeiten heute lächerlich scheinen (8KB RAM, 8-bit Prozessor mit 4.19 MHz Taktfrequenz) wurde zu einem globalen Phänomen ohnegleichen. Bis zum Release des Game Boy Color 1997 waren 64 Millionen Geräte verkauft worden.
Nachdem Yokoi erfolglos ein Virtual Reality Brillen-System namens „Virtual Boy“ für Nintendo entwickelt hatte, verstarb er tragischerweise im Oktober 1987 56-jährig bei einem Autounfall. Der Game Boy Color führte den Siegeszug der kleinen Daddelkiste weiter. Insbesondere Dank der legendären Pokémon-Serie.
Die Werbung erklärte, wie die Pokémon in den Game Boy kamen. Aus heutiger Sicht kaum überzeugend, damals schien es aber jedenfalls zu wirken:
Wer noch nie von Pokémon gehört hat: Pokémon steht für Pocket Monsters. Der Spieler kann die kleinen knuddligen Monster sammeln und gegen Monster anderer Spieler antreten lassen. Allein von „Pokémon Gold und Silber“ wurden 15 Millionen Exemplare verkauft. Ein gigantischer Erfolg. Insgesamt erschienen für die verschiedenen Game Boy Versionen etwa 2000 verschiedene Spiele.
Wie schon zuvor- die Bildsprache der TV-Spots lässt nach heutigen Standards arg zu wünschen übrig. Aber damals war auch Vanilla Ice cool:
Bis zum Ende des Produktionszyklus verkaufte Nintendo 200 Millionen Game Boys. Ich erinnere mich an unzählige Skilager und Klassenausflüge, die ohne legendäre Duelle oder Tetris-Rekorde ihren gesamten Unterhaltungswert eingebüsst hätten. Kaum ein Kind der Generation X (oder Y), das nicht seine ersten Spielerfahrung mit dem kleinen Spieljungen gemacht hat. Die Videospielwelt wäre niemals dort, wo sie heute steht ohne den riesigen Erfolg des Game Boy.
Auf vermeintlich humorvolle Weise sollten auch Erwachsene angesprochen werden:
Verschiedene Faktoren begründeten den Erfolg: Die Batterieleistung war mit etwa 15 Stunden sensationell. Keine Zugfahrt, keine Flugreise war zu lang, um ohne Batterienwechsel eine Welt in Zelda fertig zu spielen. Der Preis mit bloss 90 Dollar unschlagbar. Damalige Konkurrenten wie das Game Gear oder der Lynx kosteten fast das Doppelte. Die Möglichkeit mittels Datenkabel gegeneinander zu spielen war höchst innovativ. Und dann sind Tetris und Pokémon eben zwei Spiele, die selbst heute an Brillanz kaum zu überbieten sind.
Im Multiplayer gegen feindliche Aliens- wer hat als Kind nicht davon geträumt?
Wo Tetris ein simples Spielprinzip in hochkomplexe Sphären katapultierte, ist Pokémon ein genialer Appell an die menschliche Sammelleidenschaft. Wie derzeit Panini-Bilder, sammelte während den Hochzeiten des Pokémon-Fiebers wohl ein jedes Kind auf irgend einer Spielkonsole die niedlichen Knuddelviecher. Die Zeitlosigkeit des Konzepts zeigte sich vor drei Wochen, als Google am 1. April zur Pokémon Jagd auf Google Maps blies:
So sah das Werbevideo für den Google-Scherz aus:
Ironischerweise waren es schliesslich die Leute von Nintendo selbst, die das Ende des Game Boy besiegelten. Der als drittes Standbein neben dem Game Boy Advance und dem GameCube angekündigte Nintendo DS (Dual Screen) stellte sich als Brudermörder heraus. Dem Reiz der beiden Farbbildschirme, dem Touchscreen und der weit besseren Grafik konnte der in die Jahre gekommene Game Boy nichts mehr entgegen halten. Der Game Boy war der Vorreiter für alle mobilen Spielkonsolen und ohne ihn gäbe es wohl auch kaum all die tausenden Games für iOS und Android-Mobiltelefone.
Für alle Generation X Kinder ist und bleibt der Game Boy „die Actionwelt für coole Köpfe“ und hat für immer einen kleinen Platz in unseren Herzen:
Haben auch Sie, liebe Leserinnen und Leser Erinnerungen an den Game Boy? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen…