80 Jahre ist es bereits her, seit die nichtsnutzigste und trotzdem beliebteste Ente das Licht der Welt erblickte: Donald Ducks Geburtstag fiel auf den 9. Juni 1934.
Wer hätte das gedacht: Ein Nichtsnutz wird zum Publikumsliebling! Nicht mal Walt Disney hatte das im Sinn, als er 1934 einen vorlauten Erpel im Matrosenanzug erfand. Im Film «The Wise Little Hen» tauchte Donald Duck erstmals auf. Als fauler Tunichtgut wird ihm von einer fleissigen Henne der Wert der Arbeit beigebracht.
Den Donald, wie wir ihn heute kennen, schuf im Jahr 1942 der Zeichner Carl Barks – davor glich er mehr einer Gans als einer Ente. Barks bildete während 25 Schaffensjahren Donalds Charakterzüge aus und stellte ihm eine mühsame und doch liebevolle Familie zur Seite. Eine ganze Welt gar kreierte er seiner Figur, mit Entenhausen als Zentrum.
Heute wird Donald 80 Jahre als, und noch immer ziert kein graues Haar seine Schläfen. Äusserlich altert Donald genauso wenig wie seine Mitstreiter. Bloss seine Umwelt ist über die Jahre moderner geworden; mit Ausnahme von Donalds Auto, dem kugeligen 313 – der ist immer noch derselbe wie anno dazumal, wenn auch ab un zu ein Rad abfällt.
Nerviger Erpel
Walt Disney zufolge hätte der Erpel ursprünglich als abschreckendes Beispiel dienen sollen. Doch allen Absichten zum Trotz gewann Donald sofort die Herzen der Zuschauer. In über 120 Trickfilmen mauserte er sich zum wohlgelittenen Charakterdarsteller und gehört mit seinen Comics zum Kreis der am weitesten verbreiteten literarischen Werke des 20. Jahrhunderts.
Ein Wunder eigentlich, bedenkt man, was ihm an Charakterzügen in die Wiege gelegt wurde: stinkfaul und egoistisch, jähzornig, grosskotzig und destruktiv, feige, erfolglos, ein cholerisches Grossmaul und ein chaotischer Versager, der im deutschen Sprachraum anfangs zu Recht unter dem Namen «Schnatterich» bekannt war. In der Tat keine Figur zum Gernhaben, auch nach dem Make-Over durch Carl Barks nicht – aber welcher Entenhausener würde sich denn sonst zum Publikumsliebling eignen?
Ganz sicher nicht der gewissenlose, geizige Onkel Dagobert, auch nicht Glückspilz und Schmalzlocke Gustav Gans, und selbst die adrette Daisy Duck ist mit ihrer Zickigkeit in pinkem Zuckerguss nicht die Freundin, die man sich wünscht. Oma Duck dagegen ist zu kantenlos, und wer liebt schon die Musterknaben Tick, Trick und Track. Ernsthaft.
Die guten alten Zeiten
Da loben wir uns doch den Verlierer Donald, dem – vom Pech verfolgt, wie er ist – einfach alles misslingt, selbst wenn die Absicht noch so gut war. Der Erpel ist trotzdem die sympathischste Figur, die Entenhausen hergibt.
Jetzt also wird der rührende Despot, der gegenüber seinem noch despotischeren Erbonkel Dagobert immer den Zweiten macht und den Frust darüber ständig an seinen drei Neffen auslässt, 80. Und uns bleibt nichts anderes übrig als zu gratulieren. Auch wenn wir uns manchmal die alten Zeiten zurückwünschen. Den Biss der Carl-Barks-Geschichten. Denn das, was wir heute von Donald lesen, wird mittlerweile rund um den Globus erfunden und produziert, und leider kann kaum eine der Geschichten den alten das Wasser reichen.