John Cleese war der Schnauz von Monty Python und der Chef-Choleriker im Hotel «Fawlty Towers». Eine imposante Figur, ein Pionier des britischen TV-Humors. Wir feiern ihn und seinen 75. Geburtstag mit Klassikern und Raritäten.
John Cleese wird 75. Und an einer englischen Buchmesse – wo er seine Autobiografie «So, anyway» vorstellte – wussten Journalisten nichts Besseres, als ihn nach dem Tod zu fragen. Immerhin: Der Meisterkomiker ist noch immer schlagfertig, wie seine Antwort zeigt. Er fürchte sich nicht vor dem Tod, müsse sich auch keine Sorgen mehr über Ebola und IS machen, in seinem Alter. «Die meisten der besten Leute sind tot – ich werde in hervorragender Gesellschaft sein und eine wundervolle Zeit haben.» Wir hoffen, er kann das noch lange hinauszögern – und gratulieren ihm mit einem Streifzug durch seine Karriere.
How to irritate People: Job Interview
Man kennt John Cleese natürlich vor allem durch Monty Python. Doch bevor dieses Kollektiv erstmals die Öffentlichkeit irritierte, arbeitete er mit seinem Schreibpartner Graham Chapman – den er als Student im Unitheater von Cambridge kennengelernt hatte — an dieser Sketch-Reihe: «How to irritate People». Die BBC hatte ihm 1968 den Auftrag erteilt, daraus resultierte eine Reihe Pre-Python-Sketches. Historisch wichtig, hysterisch lustig. Zum Beispiel das Bewerbungsgespräch:
Der Silly Walk
Keine Frage, am berühmtesten ist Cleese für diese Schritte. Wer hätte dem 1,96 Meter grossen Mann eine solche Beweglichkeit zugetraut?
Heute ginge das nicht mehr, er hat künstliche Knie- und Hüftgelenke. Aber er muss ja auch nicht mehr auftreten. Also, nur noch selten, wenn er wie unlängst eine Scheidung in zweistelliger Millionenhöhe zu verkraften hat.
Das Ministerium für «Silly Walks» steht nicht nur für eine Glanzleistung des Komödianten Cleese, sondern auch gleich für einen der unvergesslichsten Sketches von Monty Python. Mehr von ihnen: hier lang.
Fawlty Towers
Nach der TV-Serie und zwischen den Kinofilmen von Monty Python ging Cleese fremd: 1975 kreierte er mit seiner damaligen Frau Connie Booth «Fawlty Towers», eine Fernsehserie, die bei uns stets aufs Neue Schmerzen verursacht – vor Lachen. Cleese schlüpfte hierfür in seine Paraderolle: Jene des schusseligen, cholerischen Hoteldirektors Basil Fawlty. Als Beispiel erinnern wir an die wunderbare Episode «The Germans».
Die Inspiration zu Basil Fawlty
In einem Interview mit dem grossen britischen Talker Michael Parkinson sagte Cleese, dass die Idee zu Fawlty Towers nach einem Hotelaufenthalt in Torquay kam. Dort traf er auf den unfreundlichsten Hotelbesitzer, der ihm je begegegnet sei. «Der Mann vertrat die Ansicht, dass das Hotel richtig gut laufen würde, wenn er nicht ständig von diesen Gästen belästigt würde.» Dass Cleese auch in einem ernsthafen Interview ganz lustig sein kann, zeigt sich hier besonders schön.
Mit Rowan Atkinson: Beekeeping
Sketch der Titanen: John Cleese macht gemeinsame Sache mit Rowan Atkinson, heute vor allem als Mr. Bean bekannt, damals noch junges Mitglied bei der britischen Comedy-Show «Not the Nine O’Clock News». 1981 führten die beiden die Nummer «Beekeeping» auf. Anlass war der Secret Policeman’s Ball, eine Charity-Reihe, für die in den Achtziger-Jahren grosse Musiker und Komiker auf ihre Gagen verzichteten, um mit dem Erlös die Arbeit von Amnesty International zu unterstützen.
A Fish Called Wanda
Einen seiner letzten grandiosen Momente hatte John Cleese 1988: In dieser Filmkomödie, für die er auch das Drehbuch schrieb, spielt er einen korrekten, versteiften britischen Anwalt – der durch die Liebe zu einer Frau (Jamie Lee Curtis) über sich hinauswächst und Prinzipien über Bord wirft. Sie verfällt ihm nicht zuletzt, weil sie seine Fremdsprachenkenntnisse so antörnen:
Umwerfend komisch das Setting, brillant das Cast in «A Fish Called Wanda». Das Kern-Ensemble – nebst Cleese und Curtis auch Kevin Kline und Python-Kollege Michael Palin – spielte 1997 erneut zusammen, im Film «Fierce Creatures». Dieser kam allerdings bei weitem nicht an die Qualität von «A Fish Called Wanda» heran.
Die Grabrede für Graham Chapman
Zum Schluss ein Augenblick für die Ewigkeit, angesichts der Endlichkeit eines Lebens. Graham Chapman kam vor 25 Jahren ums Leben (deshalb stellten die Pythons ihre diesjährige Reunion unters Motto: 1 down, 5 to go). Cleese hielt damals die Grabrede, in Abwandlung an den legendären «Dead Parrot»-Sketch. Damit nicht genug: Er konnte es sich nicht verkneifen, in der vollen Kirche «als erster Mensch bei einer britischen Trauerfeier das Wort ‹Fuck› auszusprechen.» Well done!