Hauptverdächtiger nach Anschlag in Manchester identifiziert

Nach dem Selbstmordanschlag auf ein Pop-Konzert in Manchester mit mindestens 22 Toten hat die britische Polizei am Dienstag den Hauptverdächtigen identifiziert. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag unterdessen für sich.

Trauer in Manchester nach dem Selbstmordanschlag auf ahnungslose junge Konzertbesucher. US-Präsident Donald Trump nannte die Terrorverantwortlichen «bösartige Verlierer». Die Terrormiliz Islamischer Staat beeilte sich, das Blutbad für sich zu reklamieren. (Bild: sda)

Nach dem Selbstmordanschlag auf ein Pop-Konzert in Manchester mit mindestens 22 Toten hat die britische Polizei am Dienstag den Hauptverdächtigen identifiziert. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag unterdessen für sich.

Ungereimtheiten in den IS-Angaben liessen Zweifel aufkommen, ob die sunnitischen Fanatiker vom so genannten Islamischen Staat wirklich verantwortlich sind. Einige IS-Bekenntnisse haben sich in der Vergangenheit als falsch erwiesen. Anhänger der Terrormiliz feierten den Anschlag in sozialen Netzwerken. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf die Frage, ob der mutmassliche Attentäter alleine handelte oder Unterstützer hatte.

Es handelte sich um das schwerste Attentat in Grossbritannien seit zwölf Jahren, bei dem auch mehrere Kinder getötet wurden. Die Polizei durchsuchte mehrere Häuser in der nordenglischen Stadt. Ein 23-Jähriger wurde festgenommen, bei dem es sich Medienberichten zufolge wohl um den Bruder des Hauptverdächtigen handelt. In London wurden erhöhte Sicherheitsvorkehrungen angeordnet. Premierministerin Theresa May sprach von einem «feigen Terroranschlag».

Aus Libyen eingewandert

Die Polizei sagte, der mutmassliche Attentäter heisse Salman Abedi. Zwei US-Regierungsvertreter mit Kontakt zu den britischen Behörden erklärten, der 22-Jährige sei vermutlich von London mit dem Zug nach Manchester gekommen. Seine Eltern seien 1994 aus Libyen nach London ausgewandert. Seit mindestens zehn Jahren lebten sie im Süden Manchesters.

Der Attentäter sprengte sich nach Polizeiangaben am Montag nach einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande kurz nach 23.30 Uhr MESZ in die Luft, als die Besucher des Konzerts die 21’000 Menschen fassende Manchester Arena verliessen. Er habe einen am Körper getragenen Sprengsatz gezündet, sagte Polizeichef Ian Hopkins.

Neben den Toten wurden 59 Menschen zum Teil schwer verletzt. Premierministerin May besuchte ein Kinderkrankenhaus in Manchester und eine Polizeiwache.

Lichter an – Bombe los

«Es geschah buchstäblich eine Minute nach dem Ende», berichtete der 19-jährige Sebastian Diaz. «Die Lichter gingen an, die Bombe ging los.» Alle seien schreiend auf die Treppen Richtung Ausgang zugerannt. «Viele Menschen sind gestürzt, Mädchen weinten, und wir sahen diese Frauen, die offene Wunden an den Beinen hatten und von Sanitätern versorgt wurden.»

Aus mit den Ermittlungen vertrauten Kreisen verlautete, der Sprengsatz sei mit Metall und Schrauben gefüllt gewesen. May zufolge befanden sich viele Verletzte in einem lebensgefährlichen Zustand.

Ariana Grande ist besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Verzweifelte Eltern und Freunde versuchten, über soziale Medien herauszufinden, wie es ihren Kindern oder Freunden geht. «Viele Eltern rannten in Panik umher, um zu ihren Kindern zu gelangen», berichtete die 48-jährige Paula Robinson. Die 23-jährige Sängerin selbst blieb nach Angaben eines Sprechers unverletzt.

«Bösartige Verlierer»

May kündigte eine weitere Sitzung ihres Sicherheitsrates an. Wie der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, setzte sie den Wahlkampf für die am 8. Juni geplante Parlamentswahl aus. Königin Elizabeth II. erklärte, die ganze Nation sei über die vielen getöteten und verletzten Menschen schockiert.

Aus der ganzen Welt kamen Beileids- und Solidaritätsbekundungen – unter anderen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, von US-Präsident Donald Trump, aus der Schweiz von Bundespräsidentin Doris Leuthard und Aussenminister Didier Burkhalter. Trump bezeichnete die Verantwortlichen als «bösartige Verlierer».

Ihr Entsetzen und Mitgefühl äusserten auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Kanadas Premierminister Justin Trudeau, Australiens Regierungschef Malcolm Turnbull, Russlands Präsident Wladimir Putin, der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Chinas Präsident Xi Jinping kondolierte Königin Elizabeth.

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