Erstmals hat Peking die Smog-Alarmstufe Orange ausgerufen. Wegen der bislang schlimmsten Luftverschmutzung in seiner Geschichte hat die chinesische Hauptstadt etliche Fabriken stillgelegt. Auch Fahrverbote wurden erlassen.
Angesichts des gesundheitsgefährdenden Smogs wächst die Wut auf die Behörden. Im Internet kritisierten viele Nutzer am Montag den ungebremsten Wachstumskurs der Regierung, bei dem auf Umweltaspekte zu wenig Rücksicht genommen werde.
Selbst die staatliche Zeitung „China Daily“, die als Sprachrohr der Kommunistischen Partei gilt, schrieb: „Ein besseres China zu schaffen beginnt damit, dass man gesund atmen kann.“ Es müsse vermieden werden, dass es wegen des Urbanisierungsprozesses „der Umwelt immer schlechter und schlechter geht“.
Mit ungewohnter Offenheit informierten die Behörden: Sowohl in Blogs als auch auf Medienkonferenzen unterrichtete die Regierung über den Stand der Feinstaubbelastung, die nach einem Spitzenwert von 700 Mikrogramm am Wochenende am Montag noch bei 245 Mikrogramm lag. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte die Konzentration idealerweise bei nicht mehr als 25 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen.
Mehr Herz- und Kreislaufprobleme
Das staatliche Fernsehen rief die Bewohner der Hauptstadt auf, wegen der schlechten Sicht und der Gesundheitsgefahren weiterhin nicht mit dem Fahrrad zu fahren. Vor allem Ältere, Kinder und Menschen mit Atembeschwerden sollen seit einigen Tagen in geschlossenen Räumen bleiben und sich nicht anstrengen.
Ärzte berichteten einen sprunghaften Anstieg der Patienten mit Atemwegserkrankungen. Der Smog setzt vor allem älteren Menschen und Kindern zu. Es gab auch zunehmend Herz- und Kreislaufprobleme, wie Staatsmedien berichteten.
Der Smog hatte nicht nur die 20-Millionen-Metropole im Würgegriff, sondern auch andere Städte. So erreichten die Schadstoffbelastungen in Städten wie der benachbarten zwölf-Millionen Metropole Tianjin oder der zehn Millionen Einwohner zählenden Stadt Shijiazhuang ebenfalls Höchstwerte.
Schädliche Kohle
Die Umweltorganisation Greenpeace prangerte den steigenden Kohleverbrauch an, der zu zwei Drittel den Energiebedarf Chinas deckt und insgesamt verringert werden müsse. „Die Luftverschmutzung kommt aus der ganzen Region. Wenn nur Peking allein etwas tut, kann es keine spürbaren Ergebnisse bringen“, sagte Sprecherin Zhou Hong der Nachrichtenagentur dpa in Peking.
Nachdem die Stadtregierung vor einem Jahr noch die Luftverschmutzung geleugnet hatte, sah Greenpeace in dieser Hinsicht aber Fortschritte. Die getroffenen Massnahmen seien aber nur vorübergehend, nicht ausreichend und müssten regional ergriffen werden.
Der Smog liegt seit Freitag dicht über Peking, teilweise betrug die Sicht nur etwa hundert Meter. Den chinesischen Behörden zufolge könnte die starke Luftverschmutzung noch bis Mitte der Woche anhalten. Besserung ist erst ab Mittwoch in Sicht, wenn wieder Wind erwartet wird.