Wenige Stunden nach Bekanntgabe der Kandidaten für die Stichwahl um das ägyptische Präsidentenamt haben am späten Montagabend zahlreiche Demonstranten ihrem Ärger über das Ergebnis Luft gemacht. Mehrere Hundert Menschen setzten in der Hauptstadt Kairo das Wahlkampfbüro des Kandidaten Ahmed Schafik in Brand.
Wie Sicherheitskräfte und Augenzeugen berichteten, warfen die Angreifer Scheiben ein, schleuderten Wahlkampfmaterial aus den Fenstern und zerrissen Plakate, bevor sie schliesslich ein Feuer legten. Acht Menschen wurden festgenommen, verletzt wurde niemand.
Später protestierten die Anhänger Schafiks, dem ehemaligen Ministerpräsidenten unter dem langjährigen Machthaber Husni Mubarak, vor dem zerstörten Gebäude und skandierten Parolen gegen die Muslimbruderschaft und deren Kandidaten Mohammed Mursi. Dieser war am Montag von der Wahlkommission als zweiter Teilnehmer der Stichwahl offiziell bestätigt worden.
Schafiks Wahlkampfteam machte für den Angriff auf die Wahlkampfzentrale Anhänger des unterlegenen Kandidaten Hamdin Sabahi verantwortlich. Der linke Politiker war bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl mit 4,8 Millionen Stimmen Dritter geworden und hat sich damit nicht für die Stichwahl qualifiziert. Schafik war auf 5,5 Millionen, Mursi auf knapp 5,8 Millionen Stimmen gekommen.
Weder Gottesstaat noch Autokratie gewünscht
In der Innenstadt von Kairo versammelten sich am Montagabend bis zu 2000 Menschen zu einer Kundgebung, die sich sowohl gegen den regierenden Militärrat, als auch gegen die beiden sich nun in der Stichwahl gegenüberstehenden Politiker Schafik und Mursi richtete.
„Es kann nicht sein, dass wir nur zwischen einem religiösen Staat und einem autokratischen Staat wählen dürfen. Dann haben wir nichts erreicht“, sagte der 35-jährige Ahmed Bassiuni am Abend auf dem Tahrir-Platz, auf dem mit Massenprotesten vor mehr als einem Jahr der Sturz Mubaraks eingeleitet worden war.
Proteste wurden überdies auch aus der nördlichen Metropole Alexandria gemeldet, einer Sabahi-Hochburg. Dort rissen Demonstranten grosse Plakate sowohl von Schafik als auch von Mursi herunter und setzten sie in Brand. Auch in den Provinzen Dakahlija und Mansura im Nildelta kam es zu Protesten.