Trotz einer sanften Renovation bleiben die Ziele der Kadetten Schaffhausen unverändert: nationale Trophäen und europäische Fortschritte.
Experten rechnen ohne Einschränkung mit einer Fortsetzung der Schaffhauser Dominanz. Der seit über 23 Jahren vom vermögenden Schweizer Wirtschafts-Kapitän Giorgio Behr gelenkte Verein war innerhalb der letzten Dekade nur in Ausnahmefällen zu stoppen. Acht Meister-Trophäen hat der Klub in dieser Zeitspanne gewonnen und sich auf allen relevanten Ebenen ein Knowhow erarbeitet, mit welchem sich der Titelhalter von der Konkurrenz deutlich absetzt.
In der BBC-Arena sind die Ansprüche der Macher ausnahmslos hoch und die Entscheidungswege im Bedarfsfall kurz. Als der Branchenführer im vergangenen Frühling temporär den Fokus verlor, griff das Management konsequent ein. Und nach dem erfolgreichen Turnaround auf dem Parkett fällte die Teamleitung weitere Entscheide. Am Kreis leisten sich die Schaffhauser mit dem Dänen Johan Koch (von Emsdetten/De) und dem Schweden Christoffer Brännberger (Haslum/No) neu zwei Schwergewichte.
Das Duo garantiert mit über 200 Kilogramm Wettkampfgewicht Masse und Klasse zugleich. Mit dem langjährigen österreichischen Nationalmannschafts-Goalie Nikola Marinovic kaufte der Champions-League-Teilnehmer zudem wertvolle Routine ein. Die Tendenz ist klar: Die markant aufgefrischte Ausländer-Fraktion soll den aufstrebenden Einheimischen um Luka Maros, Albin Alili, Zoran Markovic und Lucas Meister das Terrain zum Durchbruch ebnen.
Hinter dem perfekt aufgestellten Primus haben sich verschiedene Organisationen formiert, die zumindest in der Lage sein dürften, Akzente zu setzen. Michael Suter, der Coach der Schweizer U21- und U19-Auswahl, seit mehreren Jahren mit einem Teilzeitpensum in der Nachwuchsabteilung Schaffhausens engagiert, kennt die Strömungen in der Liga. Er wertet das harte Programm der Kadetten mit gegen 30 Pflichtspielen bis zur Winterpause als Chance für die Verfolger: «Die Konkurrenten können sich stärker auf die Meisterschaft fokussieren.»
Der profunde Kenner der europäischen Handball-Szene attestiert der Zehnerliga generell ein passables Niveau. «Wir gehören im Vergleich zu anderen Ligen zu den Top 10. Das ist eine korrekte Bewertung und bestimmt nicht schlecht.» Nur müssten alle A-Klubs im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Trainingspensen anheben, um im internationalen Vergleich nicht abzurutschen. «Die Entwicklung hängt im Wesentlichen von der Intensität im Trainingsalltag ab.» Als Anwärter für eine Spitzenklassierung nennt Suter seinen Ex-Verein Winterthur, Thun und St. Otmar.
Cupsieger Pfadi brillierte bis zur missratenen Knock-out-Phase in der NLA mit einer erstklassigen Kür. Die Zürcher wollen künftig auch in entscheidenden Meisterschaftsmomenten bereit sein. Ihr Aufbau ist schon länger im Gang. Die in den Neunzigerjahren führende Handball-Organisation will kontinuierlich weitere Fortschritte erzielen. Triebfeder des gesunden Wachstums ist das 35-Millionen-Hallenprojekt. In Kürze soll die Baubewilligung vorliegen, die Verträge mit den massgebenden Mietern sind unterzeichnet, 2017 ist der Bezug der neuen Arena geplant.
Vom absehbaren Umzug versprechen sich alle Beteiligten einen beträchtlichen Schub. Noch wirtschaftet Pfadi aber in kleineren Dimensionen, noch profitiert der Verein nicht von neuen Finanzressourcen. Adrian Brüngger, erst 39-jährig, aber bereits seit Februar 2007 für die taktische Stossrichtung verantwortlich, peilt einen Spitzenstatus an, muss aber gewichtige Abgänge kompensieren. Luka Maros, dem eine sehr gute Karriere prophezeit wird, und Julian Krieg, mit 139 Treffern der produktivste Aufbauer der letzten zwölf Monate, haben die Pfader verlassen. Maros will in Schaffhausen die nächste Stufe erklimmen, Krieg kehrt beim HBW Balingen-Weilstetten in die Bundesliga zurück.
Die Niederlagenflut in der Finalrunde soll bei GC Amicitia kein Thema mehr sein, die im Verwaltungsrat erneut umformierten Stadtzürcher wollen wieder vermehrt positive Schlagzeilen produzieren. Als Leitfigur haben die neuen Geldgeber der GC-Handball-Sektion Robbie Kostadinovich installiert. Zusammen mit dem ehrgeizigen Rechtsanwalt Carlo Häfeli – neben seinem Job an der GC-Spitze bestimmt er als Mehrheitsaktionär und Spieleragent den Kurs des FC Biel – will der frühere Captain der SHV-Auswahl am schwierigen Sportstandort Zürich etwas Nachhaltiges aufbauen. Der Zeitrahmen soll drei Jahre betragen, das Gerüst der Equipe ist komplett ausgetauscht worden. Versprechen wie der 20-Jährige Keeper Flavio Wick stehen für die Aufbruchsstimmung.
Derweil etablierte Klubs wie Wacker, St. Otmar und Kriens-Luzern, das praktisch keinen namhaften Wegzug zu verkraften hatte, entweder auf ein nächstes «Klick-Erlebnis» (St. Otmar) hoffen oder das «sang- und klanglose» Out im Playoff-Halbfinal gegen die Kadetten (Wacker-CEO Fred Bächer) aufzuarbeiten haben, überwiegt beim RTV Basel die Freude über das NLA-Comeback. Der zweifache Champion nimmt für sich das «mit Abstand kleinste Budget der Liga» in Anspruch – 400’000 Franken und der langjährige Schaffhausen-Professional Rares Jurca sollen genügen, Stäfa oder die «Unabsteigbaren» aus Gossau auf Platz 10 zu verdrängen.