Die fünf Herausforderer Schweden, Frankreich, Grossbritannien, Japan und Neuseeland segeln vor Bermuda im Challenger Cup um das Recht, gegen Titelverteidiger USA im America’s Cup anzutreten.
Spektakuläre Bilder sind garantiert. Mit bis zu 50 Knoten (rund 90 km/h) werden sich die Mannschaften auf foilenden Katamaranen duellieren. Zum Einsatz gelangt diesmal die AC50-Klasse. Die Boote sind mit knapp 15 Meter kleiner als vor vier Jahren, aber dank der Weiterentwicklung wohl leistungsfähiger als 2013 in San Francisco. Bei perfekten Winden bleiben die Rümpfe konstant aus dem Wasser – dies auch bei der Halse und der Wende.
Aus Kostengründen entstammen das Segel und der Rumpf einheitlicher Bauweise, Anhänge wie Folis oder Ruder wurden von den Teams selber entwickelt. Zwei traditionelle Crews blieben gleichwohl auf der Strecke. Den Australiern schien die ganze Sache zu teuer sein, und Italien (Luna Rossa) warf entnervt das Handtuch, weil es bereits viel Geld in die ursprünglich geplante AC62-Klasse investiert hatte, bevor das Reglement doch noch einmal geändert wurde. Für Alinghi war die Kampagne 2017 wie 2013 kein Thema.
Im Challenger Cup (Louis Vuitton Cup) gelten die Neuseeländer, die Schweden und allenfalls auch die Briten als Favoriten. Eines der drei Teams dürfte den Herausforderer stellen. Die Neuseeländer präsentieren eine Neuerung. Die Hydraulik für den Trimm der Segel und die Einstellung der Foils wird mit Bein- statt Armkraft betrieben. Die Grinder sitzen auf beiden Seiten ihrer Rennmaschine auf je vier Velos. Das Steuer hält Peter Burling in den Händen, der sich unter anderem mit Gold an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro ausgezeichnet hat.
Auch die Briten setzen auf einen prominenten Leader. Ben Ainslie, der erfolgreichste Olympiasegler der Geschichte (viermal Gold, einmal Silber), steht an der Spitze des Projekts «Bring The Cup Home». Nach 166 Jahren soll der America’s Cup wieder nach England heimkehren. Die Schweden dürften ebenfalls in die Playoffs vorstossen. Sie werden von mehreren Experten sogar stärker eingestuft als die Briten. Um den vierten Halbfinal-Platz kämpfen wohl Frankreich und Japan.
Der Titelverteidiger Oracle Team USA nimmt in der Königsklasse des Wassersports in der ersten Phase des Challenge Cups teil. In den 30 Regatten der Round Robin 1 und 2 testen die Amerikaner in den rund 20-minütigen Wettfahrten gegen ihre Konkurrenten. Bis nächsten Samstag segelt jedes Team zweimal gegeneinander, der letzte Challenger scheidet aus. Ab Sonntag, 4. Juni, stehen die Challenger Playoffs mit den Halbfinals und dem Final (je best of 9) im Programm.
Reformen bereits beschlossen
Der eigentliche Kampf um «The Auld Mug», die älteste Sporttrophäe der Welt, beginnt am Samstag, 17. Juni. Spätestens am Dienstag, 27. Juni, wird der Sieger der Best-of-13-Serie zwischen Oracle Team USA und dem Herausforderer feststehen. Der America’s Cup wird nicht nur einen Sieger auf dem Wasser hervorbringen. Er wird auch zeigen, ob sich die fliegenden Boote etabliert haben und ihnen die Zukunft im America’s Cup gehört.
Fünf der sechs Teilnehmer vereinbarten bereits die Reformen für die Zukunft. Einzig Neuseeland stellte sich quer. Im Zweijahresturnus soll ab 2019 um die älteste Sporttrophäe gesegelt werden, und zwar mit reduzierten Kosten für die High-Tech-Katamarane. Der vor 166 Jahren gegründete Event muss nach Ansicht der Teams generell für alle planbarer werden. Bislang durfte der Titelhalter gemeinsam mit einem Herausforderer die Bootsklasse und die wichtigsten Regeln festlegen. So sieht es das Protokoll von 1851 vor. Dieses Protokoll führte aber immer wieder zu Verzögerungen und Ausfällen. Der Titelhalter dürfte nur noch entscheiden, wo gesegelt wird.
Wenn aber das Team New Zealand den America’s Cup 2017 gewinnt, dann hätten die «Kiwis» gemäss dem alten Protokoll das alleinige Sagen und wären alle Beschlüsse hinfällig. Bei der letzten Austragung vor vier Jahren verloren die Neuseeländer gegen Larry Ellisons Oracle Team USA in einem dramatischen Finale erst in der alles entscheidenden Regatta. Trotz einer 8:1-Führung unterlag der Herausforderer 8:9.