Nach langer Suche ist der oberste Schweizer Banker gefunden: Der Verwaltungsrat der Bankiervereinigung (SBVg) hat Herbert Scheidt zum neuen Präsidenten gewählt.
Der 65-jährige schweizerisch-deutsche Doppelbürger tritt die Nachfolge von Patrick Odier an, der nach sieben Jahren an der Spitze des Verbands sein Amt auf den 15. September abgibt.
Odier hatte sich im April entschlossen, auf eine erneute Wiederwahl im kommenden September zu verzichten. Damit endet beim Branchenverband auch eine Ära. In der 104-jährigen Geschichte waren die Präsidenten bisher immer Privatbankiers aus Genf oder Basel. Mit dem elften Präsidenten bricht jetzt die SBVg mit dieser Tradition.
Ehrenamtlicher Präsident
Herbert Scheidt, seit 2011 Präsident der Zürcher Vermögensverwaltungs- und Investmentbank Vontobel , sei vom SBVg-Verwaltungsrat einstimmig gewählt worden, teilte der Branchenverband am Donnerstag in einem Communiqué mit. Scheidt werde das Amt des SBVg-Präsidenten ehrenamtlich führen, sagte eine Verbandssprecherin auf Anfrage. Sein Mandat bei Vontobel wird Scheidt parallel weiterführen.
Zuvor hatte Scheidt neun Jahre lang die Geschäftsleitung von Vontobel geführt. Seine Laufbahn hatte er bei der Deutschen Bank begonnen, der er 20 Jahre lang die Treue hielt. Scheidt sitzt ausserdem noch in den Verwaltungsräten des Konfitürenherstellers Hero, des Versicherers Helvetia und des Finanzinfrastrukturbetreibers SIX.
«Ich bin sehr dankbar, dass mit Herbert Scheidt ein neuer Präsident gewählt wurde, der über einen grossen Leistungsausweis als Bankier verfügt. Ich bin überzeugt, dass Herbert Scheidt den Verband erfolgreich und geschlossen in die Zukunft führen wird», erklärte der scheidende Präsident Patrick Odier.
Die Suche nach Nachfolger für Odier hatte sich in die Länge gezogen. Die Findungskommission der SVBg hatte geraume Zeit keine Persönlichkeit dazu bewegen können, dieses schwierige Amt zu übernehmen.
Divergierende Interessen
Die Bankiervereinigung muss die teils entgegengesetzten Interessen ihrer Mitglieder unter einen Hut bringen. Es tun sich Gräben auf einerseits zwischen primär inlandorientierten Banken und solchen, die stärker auf das internationale Geschäft ausgerichtet sind. Andererseits gibt es auch Klüfte zwischen Privatbanken und Grossbanken.
Dabei geht es unter anderem um den Zugang zum EU-Markt. Was für die Inlandbanken von untergeordneter Bedeutung ist, ist für vor allem kleinere Vermögensverwaltungsbanken von grosser Wichtigkeit.
Odier war laut Medienberichten für viele Banken nicht mehr wählbar. Ihm und den Privatbankiers generell wurde vorgeworfen, zu lange am Bankgeheimnis festgehalten zu haben. Die Abgeltungssteuer zur Rettung des Bankgeheimnisses hatte sich als nicht durchsetzbar erwiesen. Die Schweiz schwenkte schliesslich auf den automatischen Informationsaustausch ein.
Starke Stimme nötig
Nun muss Scheidt die divergierenden Interessen vereinen und der SBVg auch wieder mehr politische Schlagkraft in Bern und Brüssel geben. «Scheidt kennt als langjähriges Verwaltungsratsmitglied der SBVg die Herausforderungen des Finanzplatzes bestens und wird sie mit grösstem Engagement angehen», erklärte der Vorsitzende der Findungskommission, Urs Rohner, der auch Credit-Suisse-Präsident ist.
Neben einer starken Vernetzung im Inland benötigen die Schweizer Banken mit Blick auf die Internationalisierung der Regulierung auch eine starke diplomatische Stimme im In- und Ausland. «Aus Sicht der Findungskommission gilt es, den Dialog mit der Politik auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene wie auch mit anderen Bankenverbänden weiter zu verstärken», schrieb die SBVg.
Es gelte die Interessen aller Banken in der Schweiz zur berücksichtigen, seien sie aus der Vermögensverwaltung für institutionelle Anleger, aus dem Retail Banking, der Vermögensverwaltung für Reiche oder dem Kapitalmarktgeschäft. «Grundsätzlich gilt es in den nächsten Jahren auch, den Finanzplatz für neue digitale Geschäftsmodelle weiter zu öffnen», schrieb Scheidt.