In der Affäre um Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand nimmt erstmals sein Kundenberater bei der Bank Sarasin Stellung: Hildebrands Frau Kashya habe am 15. August den umstrittenen Dollar-Kaufauftrag in ihrer Galerie aus eigener Initiative mündlich erteilt.
«Wir haben dann vereinbart, dass ich das FX-Geschäft (Fremdwährungsgeschäft) nach meiner Rückkehr in die Bank auslösen werde, was ich gleichentags gemacht habe», schreibt der Kundenberater in einer Klarstellung an Philipp Hildebrands Anwalt Peter Nobel, die der Nachrichtenagentur sda vorliegt.
Zudem sei vereinbart worden, dass Kashya Hildebrand ihm das Geschäft per Email entsprechend bestätige. «Dieses Email ist dann auch am selben Tag um 13.20 Uhr bei mir eingetroffen», schreibt der Kundenberater: «Ich bestätige, dass obiger Sachverhalt der reinen Wahrheit entspricht.»
Keine Telefonaufzeichnungen
Es habe also keinen telefonischen Auftrag des umstrittenen Kaufs von rund einer halben Million Dollar gegeben, sagte Sarasin-Sprecher Benedikt Gratzl auf Anfrage der sda. Der Kundenberater habe den Auftrag vor Ort in der Galerie von Kashya Hildebrand in Zürich mündlich entgegengenommen.
Damit gibt es auch keine Telefonaufnahmen, die belegen könnten, dass Kashya Hildebrand und nicht ihr Mann den Kaufauftrag erteilt hat. Bei der Email-Bestätigung von Kashya Hildebrand handelt es sich nach Angaben der «SonntagsZeitung» um eine dreizeilige Nachricht: «Lieber Felix, wie besprochen möchten wir unsere FX-Position von 31 auf 50 Prozent erhöhen.»
Im Original heisse es: «we would like to». Diese Formulierung lässt offen, ob der Kauf mit Philipp Hildebrand abgesprochen war.
Laut der «SonntagsZeitung» habe der Kundenberater um 14.50 Uhr geantwortet, dass der Auftrag ausgeführt worden sei. Der Email angefügt sei ein Formular, welches das Ehepaar Hildebrand gegenzeichnen solle. Philipp Hildebrand habe eine Kopie der Email erhalten.
Erst einen Tag später gelesen
Um 15.10 Uhr habe sich Kashya Hildebrand beim Kundenberater bedankt und ihrem Mann eine Kopie geschickt. «Ich habe die Bestätigungen am nächsten Morgen gelesen und um 7.36 Uhr dem Berater mitgeteilt, dass er in Zukunft ohne meine vorherige Anweisung oder Bestätigung keine Währungsgeschäfte mehr ausführen dürfe», hatte der SNB-Präsident am vergangenen Donnerstag vor den Medien in Zürich erklärt.
Zugleich habe er das Geschäft dem Verantwortlichen des Rechtsdienstes der Nationalbank gegenüber offengelegt. «Wenn ich mir rückblickend einen Vorwurf mache, dann den, dass ich meine über geldpolitische Entscheide nicht orientierte Frau damals gewähren liess und nicht entschlossen genug gehandelt und die Rückabwicklung aller Devisentransaktionen vom 15. August 2011 angeordnet habe», hatte Hildebrand eingestanden.