Erstmals nach knapp vier Jahren hat ein Hilfskonvoi mit Nahrungsmitteln den von der syrischen Armee belagerten Ort Daraja bei Damaskus in Syrien erreicht. Aktivisten zufolge sind in Daraja rund 8000 Menschen eingeschlossen.
Lastwagen des Syrischen Roten Halbmonds und der UNO mit Essen und Medikamenten an Bord seien in dem Vorort der Hauptstadt angekommen, teilte das UNO-Welternährungsprogramms (WFP) am Freitag mit. Doch die Verteilung gestaltet sich schwierig: Wie Aktivisten sagten, wurde der Ort kurz nach Eintreffen des Hilfskonvois mit international geächteten Fassbomben angegriffen.
Die Rebellenhochburg Daraja wird seit 2012 von der Armee und ihren Verbündeten belagert. Ihre Bewohner leiden unter Mangelernährung, wie politische Aktivisten vor Ort berichten. Schmuggler bringen teilweise durch Tunnel Lebensmittel in die Stadt.
Der Konvoi enthielt laut WFP Essenspakete für rund 2400 Menschen und ausreichend Mehl für alle 4000 Bewohner der Stadt. Die Hilfsgüter sollten für einen Monat ausreichen. Zudem seien medizinische Artikel geliefert worden.
Wegen der Bombardierung des Regimes sei es aber schwierig, das Essen auszuteilen, sagte ein Aktivist. Die Hilfsgüter seien zunächst gelagert worden. «Wenn die Bombardierung aufhört, werden wir die Güter an die Menschen verteilen.» Dem Aktivisten zufolge hatte das Regime 30 Fassbomben abgeworfen, die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von 20.
Vor mehreren Wochen waren dem Roten Kreuz und einem Hilfskonvoi der Vereinten Nationen die Einfahrt nach Daraja verwehrt worden, obwohl die syrische Regierung zuvor eine Erlaubnis erteilt hatte.
Den Vereinten Nationen zufolge leben geschätzt 492’000 Menschen in 19 belagerten Gebieten in Syrien. Die UNO hat nach eigenen Angaben vom syrischen Regime Genehmigungen erhalten, Hilfsgüter in 15 der 19 Orte zu transportieren.
Dreitägige Waffenruhe
Nach Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle für Menschenrechte begann am Freitag in vier Orten in den Provinzen Idlib und Damaskus eine 72-Stündige Waffenruhe. Fua und Kafraja im Norden des Landes werden vom Regime kontrolliert, Madaja und Sabadani im Südosten von Rebellen.
Die Feuerpausen traten dem russischen Verteidigungsministerium zufolge auf Initiative Moskaus in Kraft. Sergej Kuralenko, ein Ministeriumssprecher, begründete nach Angaben der Agentur Interfax den Schritt mit den Worten, dies sei zur Stabilisierung der Lage in dem Bürgerkriegsland nötig.
Moskau ist Partner des Regimes in Damaskus und fliegt seit September Angriffe. Der Westen wirft Russland vor, dabei auch Zivilisten und gemässigte Gruppen zu treffen.