Nach derzeitigem Wissensstand ist die Alzheimer-Demenz nicht von Mensch zu Mensch übertragbar, ausser im Zuge von medizinischen Therapien. Forscher der Universitäten Zürich und Wien zeigen, dass auch Hirnhaut-Transplantationen einen Übertragungsweg darstellen könnten.
Eine Studie von Forschenden um Karl Frontzek von der Universität Zürich hat gezeigt, dass Hirnhaut-Transplantationen zu Alzheimer-ähnlichen Ablagerungen im Gehirn der Empfänger führen können. Die Ergebnisse werden in der Fachzeitschrift «Swiss Medical Weekly» veröffentlicht, wie die Universität Zürich am Dienstag mitteilte.
Die Forschenden untersuchten die Gehirne von sieben verstorbenen Patienten, die der neurodegenerativen Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung erlegen waren. Die Patienten hatten Jahre zuvor eine Hirnhaut-Transplantation erhalten und wurden dabei unbeabsichtigt mit Prionen infiziert, welche die Hirnkrankheit verursachen.
Charakteristische Proteinklumpen
Neben den Prionen fanden die Forschenden um Frontzek in fünf der Patienten jedoch auch Proteinklumpen, welche für die Alzheimer-Krankheit typisch sind. Diese kamen deutlich häufiger vor als bei Patienten, die keine Hirnhaut-Transplantation erhalten hatten.
Da es sich um relativ junge Patienten handelte, für die solche Proteinablagerungen untypisch sind, deute der Befund auf einen Zusammenhang mit der Hirnhaut-Transplantation hin, schlussfolgern die Forscher.
Die Patienten hatten die Transplantate im Zuge einer Hirnoperation erhalten, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Da inzwischen das Risiko einer Übertragung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit bekannt ist, wurden Hirnhaut-Transplantationen bereits vor Jahren eingeschränkt, wie die Hochschule schreibt.
Übertragungsrisiko bei Transplantationen
Die neuen Befunde erhärten die Theorie, dass Merkmale der Alzheimer-Krankheit unter bestimmten Umständen übertragbar sind. Letztes Jahr berichteten britische Forscher, dass auch die Gehirne von Patienten, die durch menschliches Wachstumshormon mit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit infiziert worden waren, neben Prionen auch die Alzheimer-typischen Proteinklumpen aufwiesen.
Das Wachstumshormon wurde bis 1985 aus den Hirnanhangsdrüsen von Verstorbenen gewonnen und zur Behandlung kleinwüchsiger Kinder eingesetzt.
Die neue Studie lenke die Aufmerksamkeit auf einen unerwarteten, sehr ernstzunehmenden Aspekt der Transplantationsmedizin, wie die Universität Zürich schreibt: Die prinzipielle Möglichkeit, dabei Eiweisse zu übertragen, die mit neurodegenerativen Krankheiten zusammenhängen.